Viele sind der Ansicht, Star Wars benötige Actionregisseure, oder actionaffine Drehbuchautoren, um zu funktionieren. Aber es ist ganz offensichtlich, dass dies nicht der Fall ist. Star Wars lebte und funktionierte, weil Action und stimmiges Figurensetting passten. Man darf nicht vergessen, dass die Regisseure der ersten Filme von 1977 und 1980 nicht aus dem Actionbereich kamen, sondern eher dem Arthouse und Autorenkino angehörten. George Lucas und Irvin Kershner. Beide unangepasst, ambitioniert, kompromisslos und eigensinnig. Eigenschaften, die heute bei Filmproduzenten als problematisch gelten. Selbst Lucas, der sich mehr und mehr in der Rolle des Produzenten sah, verriet seine einstigen Ideale. Er entledigte sich seines Kollegen Gary Kurtz, um mehr Kontrolle über das Franchise zu erlangen. Ignorierend, dass die künstlerischen Kontroversen am Set zum besten Film der Reihe (Das Imperium schlägt zurück) führten, engagierte Lucas den eher leicht zu handhabenden Richard Marquandt und setzte ihn für die Rückkehr der Jediritter in den Regiesessel. Es ist erstaunlich, wie schnell der Schöpfer von Star Wars gerade jene Charakterzüge angenommen hat, die er so sehr an den Studiobossen hasste. Die waren in seinen Augen nur Geldsäcke, die nichts von Visionen und neuen Wegen hielten, und lieber an Althergebrachtem festhielten. Leute, die zwar vom Mut ungewöhnlicher Filmemacher profitieren, aber nicht die Courage für einen künstlerischen Langstreckenlauf besitzen und die schnell wieder in herkömmliche Muster zurückfallen, um keine finanziellen Verluste zu erleiden. Doch gerade diese mangelnde Risikobereitschaft führt zwangsläufig in die finanzielle Katastrophe und in den unvermeidlichen Ausverkauf einer bislang erfolgreichen Vision. Man setzt auf Gewohntes und zitiert sich unentwegt selbst. Langeweile setzt beim Publikum ein und neue Fans können kaum noch gewonnen werden. Anstatt sich auf die Qualitäten des Franchises zu konzentrieren, setzt man auf dumme Action. Offenbar sitzen bei Disney eben jene Produzenten im Sattel, denen das Feingefühl für die Essenz von Star Wars fehlt. Je mehr ich mich mit den den Episoden 4 und 5, aus den Siebzigern befasse, umso deutlicher wird der Eindruck, es mit Filmen zu tun zu haben, die mehr Gemeinsamkeiten mit einem Autorenfilm haben, als mit den drögen Blockbustern von heute. Lucas und Kershner legten viel mehr Wert auf die Charaktere und die Chemie, die zwischen ihnen herrschte, als auf die Kulisse vor der sie agieren. Heute scheint mir das Gegenteil der Fall. Man versucht Dinge enzubauen, die man mit Star Wars verbindet, und lässt die Protagonisten irgendwie darauf reagieren oder damit hantieren. Ob das sinnvoll ist, wir nicht gefragt. Das beste Beispiel an Einfallslosigkeit und dümmlicher Wiederholung, ist die Wiederkehr von Palpatine. Bei den Fans, die damit zufrieden sind, ständig dasselbe serviert zu bekommen, mag das passen. Aber zu wirklicher Begeisterung trägt das alles nicht bei. Auf interessante neue Helden wartet man vergebens. Lando Calrissian und der Imperator waren die einzigen und letzten Hauptrollen, die wirkungsvoll in das Franchise eingefügt wurden. Neben dem Seitencharakter Boba Fett, fällt mir sonst niemand mehr ein, der sich frisch und glaubwürdig anfühlt. Ewan Mcgregor eventuell noch, der als Obi Wan in den Prequels überzeugt.
Mit The Mandalorian hat man immerhin einen wirkungsvollen Helden geschaffen, aber schon bei Boba Fett, beginnt der Verrat an einem geheimnisvollen und düsteren Protagonsiten, den man krampfhaft und zu schnell in ein positives Licht rücken wollte. Es hat nicht ganz geklappt. Auch hier wünschte ich mir den Mut des Autorenkinos zurück, das den Charakter, wenn er sich denn zu einem “Guten“ entwickeln sollte, dies langsamer und glaubwürdiger bewerkstelligt hätte. Mir kommt es vor, als wollte man nur einen Typen in der ikonischen Rüstung zeigen, der sich, unmotiviert und einfallslos im typischen Star Wars-Setting bewegt. Obwohl ich der Serie nicht unterstellen will, hier und da nicht tolle Momente gehabt zu haben, schien mir Boba Fett doch sehr verloren im Dilettantismus der Regisseure und der Drehbuchautoren.
Fazit
Ich bleibe dabei. Um Star Wars wieder interessant für alle zu machen, benötigt das Franchise mehr Arthouse und Autorenkino
English
What does Star Wars need to work again?
Many believe Star Wars needs action directors, or action-savvy screenwriters, to work. But it is quite obvious that this is not the case. Star Wars lived and worked because action and coherent character setting fit. It is important to remember that the directors of the first films of 1977 and 1980 did not come from action backgrounds, but rather belonged to arthouse and auteur cinema. George Lucas and Irvin Kershner. Both unadjusted, ambitious, uncompromising and headstrong. Qualities that are considered problematic among film producers today. Even Lucas, who saw himself more and more in the role of producer, betrayed his former ideals. He got rid of his colleague Gary Kurtz in order to gain more control over the franchise. Ignoring that the artistic controversies on set led to the best film in the series (The Empire Strikes Back), Lucas hired the more easily handled Richard Marquandt and put him in the director’s chair for Return of the Jedi Knights. It’s amazing how quickly the creator of Star Wars adopted the very traits he hated so much about the studio bosses. In his eyes, they were just moneybags who thought nothing of visions and new paths, and preferred to stick to the old. People who profit from the courage of unusual filmmakers, but lack the courage for a long-distance artistic run, and who quickly fall back into conventional patterns so as not to suffer financial losses. But it is precisely this lack of willingness to take risks that inevitably leads to financial disaster and the inevitable sell-out of a previously successful vision. One relies on the familiar and quotes oneself incessantly. Boredom sets in with the audience and new fans can hardly be won. Instead of concentrating on the qualities of the franchise, the focus is on silly action. Obviously, the producers who are sitting in the saddle at Disney lack the sensitivity for the essence of Star Wars. The more I look at Episodes 4 and 5 from the seventies, the clearer the impression becomes that I’m dealing with films that have more in common with auteur films than with the dull blockbusters of today. Lucas and Kershner placed much more emphasis on the characters and the chemistry that existed between them than on the backdrop against which they acted. Today, it seems to me the opposite is true. You try to build things that you associate with Star Wars and have the protagonists somehow react to them or handle them. Whether that makes sense, we don’t ask. The best example of unimaginativeness and stupid repetition is the return of Palpatine. For fans who are satisfied with being served the same thing all the time, this may fit. But it doesn’t contribute to real enthusiasm. One waits in vain for interesting new heroes. Lando Calrissian and the Emperor were the only and last main characters to be effectively inserted into the franchise. Besides the side character Boba Fett, I can’t think of anyone else who feels fresh and believable. Ewan Mcgregor possibly still, who was convincing as Obi Wan in the prequels.
At least with The Mandalorian they created an effective hero, but already with Boba Fett, the betrayal of a mysterious and gloomy Protagonsite begins, which they wanted to convulsively and too quickly put in a positive light. It didn’t quite work. Again, I wished for the courage of auteur cinema back, which, if the character was to develop into a „good guy,“ would have accomplished this more slowly and believably. To me, it feels like they just want to show a guy in the iconic armor moving, unmotivated and unimaginative in the typical Star Wars setting. Although I don’t want to accuse the series of not having great moments here and there, Boba Fett seemed very lost in the dilettantism of the directors and screenwriters.
Conclusion
I’m sticking with it. To make Star Wars interesting for everyone again, the franchise needs more arthouse and auteur cinema.