Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Autoren geben soll, die den Dienst von Testleseen ablehnen. Aber ich habe schon davon gehört und jetzt auch mit einem Kollegen gesprochen, der ebenfalls Vorbehalte hat, seine unfertigen Texte von anderen lesen zu lassen. Eine klare Antwort, warum das so ist, habe ich jedenfalls nicht erhalten. Meine Interpretation lautet daher, dass es manche Autoren vorziehen, sich nicht in die Karten schauen lassen. Oder sie fürchten sich davor, unfertige Manuskripte, inclusive aller Stil und Rechtschreibfehler, in die Hände von Menschen zu legen, die nicht zum Lektoratservice des Verlages gehören. Oder spielt vielleicht die Angst vor Kritik die größere Rolle? Wie auch immer. Testleser verhindern, dass sich der Autor stilistisch oder beim Handlungsaufbau im Kreis dreht. Man sollte sich als Schreiber jedoch eingestehen, dass man unwissentlich in Routinen und Vorlieben verfällt. Die Folge sind Wiederholungen und Handlungsabläufe, die sich stark ähneln und ein Dejavu Erlebnis für den Leser bedeuten, dass ihm früher oder später auf die Nerven gehen wird. Testleser bringen sich mit frischen Ideen und Vorschlägen ein, die der Handlung Farbe und Facettenreichtum verleihen. Ich möchte mit diesem kurzen Statement meinen Testlesern danken, die mich aus mancher Sackgasse herausgeholt haben.