NOMADS Leseprobe – Reading Example

Leseprobe – German Version. Scroll down for english!

Die Dämmerung brach herein. Noch immer befand sich der zerlumpte Haufen, der sich die dritte Division nannte, inmitten der Ruinenstadt. Die Stelzer mit den Verwundeten bildeten immer noch das Zentrum der armseligen Truppe und bestimmten deren Tempo. Dominic hatte das Gefühl, kaum voranzukommen.
Die Spähtrupps meldeten, dass sie den Stadtrand in etwa einer Stunde erreichen würden. Laut der Kundschafter, glich das Land außerhalb der Trümmerwüste einer Steppe. Es gab dort keine Deckung und der Weg bis zum Kreuzer war lang. Ein gefahrvoller Trip, der weitere Verluste verhieß.
„Wir müssen die Keymon jetzt fertig machen“, überlegte Dominic laut. „Zumindest müssen wir sie beschäftigen, und den Stelzern einen Vorsprung verschaffen.“
Longhill nickte. „Das ist unsere einzige Chance. Endlich haben Sie das kapiert.“
„Warum haben Sie damit gewartet, mir das aufs Brot zu schmieren?“
„Ganz auf den Kopf gefallen sind Sie ja nun doch nicht“, gab Longhill zurück. „Aber wenn Sie in den nächsten Minuten keine Anstalten gemacht hätten, das in Erwägung zu ziehen …“
„Ableton und Cleese sollen ihre Leute bereitmachen, sich von der Truppe abzusetzen“, unterbrach Dominic. Und wandte sich an Alex Donhall und Peskin. „Bereitet eure Crews vor. Wir müssen einen Überraschungsangriff starten.“
Peskin wirkte ärgerlich. „Von meinen Leuten sind nur noch dreissig übrig.“
Donhall zuckte mit den Schultern. „Ich hab noch zehn Mann.“
Dominic blieb stehen, drehte sich um und warf einen Blick auf seine Truppe. Er sah in müde und frustrierte Gesichter. Die Leute waren leichte Siege gewohnt und dieser überraschende Rückschlag musste ihr Selbstvertrauen erschüttern. Dominics Einheit, die er direkt befehligte, zählte zu Beginn des Feldzuges einhundert Kämpfer. Geblieben waren ihm zweiundfünfzig. Etliche Gothreks waren allein. Sie würden die Truppe bald verlassen und eigene Wege gehen, wie sie das immer taten, wenn sie ihre menschlichen Partner verloren.
Eine Schar Akkatos hatte sich unter die Menschen gemischt. Allesamt Offiziere. Sie sahen Dominic mit seltsamen Blicken an. Einer Mischung aus Gehorsam und Geringschätzung. Immerhin schienen sie noch bereit, Befehle anzunehmen.
„Ihr wisst, wo der Feind ist, und welche Möglichkeiten Euch dafür bleiben“, sagte Dominic zu Donhall und Peskin. „Ihr werdet uns die Käfer vom Leib halten, solange es geht.“
Dominic begann daraufhin bestimmte Soldaten für diesen Spezialauftrag auszuwählen, der in seinem Kopf Gestalt angenommen hatte. Er war noch nicht weit mit seiner Auswahl gekommen, als Nialla Lopez sich an ihn wendete. In Ihren Augen loderte ein zorniges Feuer.
„Lass mich mitgehen“, forderte sie energisch. „Ich muss was Sinnvolles tun.“
„Bist du sicher?“ Dominic wusste, dass sie unter dem Verlust ihres Splinters litt, doch im Moment schien sie wieder ganz die Alte. Alle Müdigkeit war von ihr gewichen. Wollte sie Rache? Oder hatte sie vor, ihr Leben leichtfertig aufs Spiel zu setzen? Todessehnsucht? Ganz abwegig war das nicht. Sie wäre nicht die einzige Person, die aus Verwirrung und Schwermut eine Dummheit beging.
„Hey!“, beschwichtigte sie mit breitem Grinsen. „Lass mich das machen. Ich werde dich nicht enttäuschen.“
Dominic hatte keine Lust zu diskutieren. „In Ordnung. Du gehst mit den anderen, die ich noch auswählen werde.“
„Ya!“, triumphierte Nialla. „Käfer macht euch bereit. Denen werden wir es zeigen.“
„Ist alles Ok?“, erkundigte sich Dominic besorgt.
„Klar.“ Sie überprüfte ihr Gewehr. „Ist es. Ist sogar besser denn je.“
Dominics Auswahl bestand aus dreissig Soldaten, die er Peskin unterstellte. Er überließ es den Akkatos, welche ihrer Kämpfer sie ihm geben wollten, damit sie Peskin in den Kampf folgten. Am Ende waren es gut hundert Krieger, bestehend aus Menschen und Akkato, die den Entlastungsangriff auf die Keymon durchführen sollten.
Der Hauptteil der Division mit den Verwundeten war inzwischen weitergegangen, als Ableton und Cleese mit einer Truppe von etwa achtzig Soldaten zu Dominic und Longhill kamen.
„Die können auch ohne uns gehen“, meinte Ableton. „Wir sind nützlicher, wenn wir noch ein paar Käfer plattmachen.“
Dominic stimmte zu, während er zusah, wie sich die Transportstelzer entfernten. Jetzt wurde es Zeit, ein paar Worte an die Truppe zu richten, die sich zum Angriff rüstete.
„Wir sind es unseren Kameraden schuldig“, begann Dominic mit lauter Stimme, „dass die dritte Division entkommt und ihr Name erhalten bleibt.“ Seine Worte trafen exakt den pathetischen Ton, der die Brust jedes Akkato vor Stolz schwellen ließ. Er konnte es an den Mienen der Pferdeköpfe ablesen. „Wir sind es unseren Kameraden schuldig. Den Lebenden und den Toten.“ Dominic sprach einige der Pferdeköpfe direkt an. „Wir sind es Toru Ukara schuldig.“ Dann galt seine Aufmerksamkeit wieder den Menschen. „Wir sind es Mayor Mendrik schuldig. Wenn wir es schaffen, die Keymon vom Rest der Truppe fernzuhalten, wird die dritte Division überleben. Das ist alles, was zählt.“
„Zeigen wir es den Käfern!“, meldete sich Nialla wieder zu Wort. „Lassen wir sie bluten!“
Die Akkato brüllten los und hoben ihre Gewehre über die Köpfe.
Peskin zeigte sich weniger enthusiastisch. „Also los Leute, ihr habt es mitbekommen. Wir müssen einen weiteren Sieg erringen.“
Nachdenklich beobachtete Longhill den Abmarsch der Einheit und sah dann nach oben. Ein bleicher Fleck am bedeckten Himmel kennzeichnete die Stelle, wo sich sonst ein großer rostfarbener Mond befand, der auf Kest herabschien.
„Ohne die Flotte gewinnen wir gar nichts“, bemerkte Longhill nüchtern. „Ich hoffe, die Pferdeköpfe lassen uns hier nicht sitzen. Ich vertraue ihnen nicht.“
„Sie haben Einheiten hier“, wendete Dominic ein. „Die werden sie nicht zurücklassen.“
„Du hast nie mitbekommen, was die machen, wenn sie eine Schlacht verlieren.“
Longhill hatte recht. Seit Dominic für die Akkato kämpfte, hatte er nur Siege erlebt. Kleine Rückschläge, mit denen man immer rechnen musste, kamen natürlich vor, aber niemals war er Zeuge einer derartigen Katastrophe, wie auf Kest geworden.
„Was ist passiert, das Sie so zweifeln lässt?“, wollte Dominic erfahren.
„Das war einige Zeit vor Dostra“, antwortete Longhill. „Aber ich habe keine Lust, jetzt davon zu erzählen?“
Dominic beobachtete, wie die abgekämpften Soldaten der dritten Division zwischen den Häuserschluchten davonhinkten. Die Stelzer wankten durch die Dunkelheit, beladen mit Verwundeten oder Sterbenden. Nach einigen Minuten, verschwanden sie endlich hinter einer Biegung.
Nach und nach begann die Kälte durch Dominics Uniform zu sickern. Die mörderische Hitze des Tages war endgültig vorüber. Ein Nieselregen setzte ein und entzog dem Körper die Wärme. Die Freude über die ersehnte Abkühlung währte nur kurz.
Bald peitschten die ersten Schüsse durch die Nacht. Ihr Echo hallte viele Male zwischen den Ruinen wider. Die Schnüffler näherten sich rasch. Er schätzte etwa fünfzig bis hundert von ihnen, die gerade in den Radius seines mentalen Scanners eindrangen. Die Gedanken der Wesen fühlten sich kantig und steril an, wie die klar strukturierten Rechenabläufe von Computern.
Das Gefecht zwischen den Ruinen nahm schnell an Heftigkeit zu und dauerte lange an. Das Krachen der Schüsse und Explosionen begleitete den erschöpften Haufen von Kriegern, bis sie endlich den Stadtrand erreichten. Vor den Soldaten erstreckte sich eine flache, feuchte Tundra, mit niedrigem Gras, durchzogen von kleinen Bachläufen, die das Vorwärtskommen erschwerten. Eine geringe Zahl von Büschen und Bäumen sprenkelte das Land und bot dürftigen Schutz. Solidere Deckungen, wie Felsen, oder verfallenes Mauerwerk suchte Dominic vergeblich.
Etwa einen weiteren Tagesmarsch entfernt, erhob sich der Kreuzer aus der Ebene, wie ein kleiner Bergrücken. Dominic zweifelte, dass sie es schaffen würden, auch nur in seine Nähe zu kommen. Immerhin war es ge
lungen, den Stelzern und ihren verwundeten Passagieren genügend Abstand zu den Keymon zu verschaffen. Ein kleiner Erfolg, den es jetzt zu bewahren galt.
Er wendete sich an Longhill. „Wir müssen eine weitere Kampflinie organisieren.“
„Ich kümmere mich darum“, gab der Commander zur Antwort, der genau wusste, was zu tun war. „Einige Scharfschützen an den Flanken und Leute mit schweren Waffen dazwischen, um das Zentrum zu sichern.“
Während Longhill sich daran machte, eine Abwehrlinie zu schaffen, spähte Dominic durch sein Fernglas. Im Nachtsichtmodus zeichnete sich die groteske Skyline der Ruinenstadt wie ein abstraktes Kunstwerk ab, das sich dunkelblau gegen einen helleren Himmel erhob. Bewegungen stellte das Okular als weiße Flecken dar, die hier und da aufflackerten. Soldaten, die sich auf den Dächern bewegten wie kleine Sternchen, die aufleuchteten und wieder verblassten, sobald sie an ihrem Platz verharrten.
Erneut knallten Schüsse durch die Dunkelheit. Ab und an dumpfe Detonationen, wie Paukenschläge. Ein Feuerball stieg lodernd zum Himmel empor. Verirrte Plasmasalven jagten wie Blitze zu den Wolken hinauf.
„Ist ja ein richtiges Gemetzel“, bemerkte Longhill, der neben Dominic im Gras lag und die Szenerie beobachtete. Er drückte den Kopfhörer seines Funkgerätes ans Ohr und runzelte die Stirn. „Wiederholen Sie das?“
„Was passiert gerade?“, erkundigte sich Dominic.
Longhill wartete einige Sekunden, bis die Person am anderen Ende der Leitung mit dem Bericht fertig war. „Die Keymon stecken gerade mächtig ein. Sieht aus, als müssten sie sich zurückziehen.“
Dominic hielt diese Einschätzung für falsch. Angesichts des vorhergehenden Debakels konnte es nicht sein, dass die Käfer Fersengeld gaben. Außerdem nahm er die Gegenwart der Schnüffler noch immer zu deutlich wahr. Und wie, um seine Vermutung zu bestätigen, brach eine Einheit der Keymon aus den Ruinen hervor. Links, von Dominics Position aus, stürmten sie in die Ebene und eröffneten das Feuer.
Longhill fuhr hoch und legte sein Gewehr an. Er gab vier fünf Schüsse ab, dann musste er wieder Deckung suchen. Eine Garbe schlug vor ihm in den Boden ein. Ein Fächer glühender Plasmabündel schoss über ihn hinweg und verfehlte ihn nur um Haaresbreite.
Dominic beobachtete den Vorstoß der Keymon durch sein Okular. Es handelte sich um eine Gruppe von etwa dreissig Kreaturen, die aus der Deckung der Mauern hinaus in die Ebene liefen. Bestimmt wären sie in ihren Bewegungen präziser und hätten vielleicht auch Dominic nicht verfehlt, wäre da nicht jemand gewesen, der sie effektiv in ihren Aktionen behinderte. Dominic sah in seinem Fernglas eine helle Gestalt, die den Käfern mit der Perfektion einer Maschine zusetzte. Jeder Schuss traf sein Ziel. Der Angreifer hingegen wich jeder Salve aus, verschwand hinter einem Busch, einem Baum oder in einem der Bachläufe.
„Geben sie ihm Deckung“, befahl Dominic Longhill. „Sehen Sie ihn?“
„Ja, ich hab´s bemerkt, bin ja kein Anfänger“, antwortete der Commander und gab einen Befehl an die Scharfschützen. „Passt auf den Knaben auf. Gebt ihm Feuerschutz.“
Wie Dominic mitverfolgte, gerieten die Keymon weiter in Bedrängnis. Immer wieder tauchte der Soldat auf und erledigte einen Käfer nach dem anderen. Er schien unermüdlich zu sein. Und auch die kalte Akkuratesse, mit der er seine Gegner erledigte, ließ nicht nach.
„Wer ist der Typ?“, fragte Dominic.
„Ich denke, es ist eine Frau“, gab Longhill zurück. „Hab noch nie jemanden so kämpfen gesehen. Ein Roboter vielleicht?“
Dominic hielt das für unwahrscheinlich. Es gab zwar hier und da Roboter, die einfache Tätigkeiten auf der Durana durchführten, aber bislang hatte er keinen zu Gesicht bekommen, der eigenständig komplexere Aufgaben erledigte. Kämpfen gehörte gewiss nicht dazu.
Er kam nicht dazu, die Szene näher zu betrachten. Ein weiterer Trupp von Keymon kam direkt auf seine und Longhills Stellung zu. Dominic fühlte, wie Leetha aus einem Versteck hervorsprang und einem der Angreifer an die Kehle ging. Der bitterere Geschmack von Keymonblut bildete sich in seinen Gedanken. Er schmeckte das Blut in seinem Mund, als wäre es real. Dominic blendete die Empfindung aus, genauso, wie den dumpfen Schmerz vom Aufprall gegen die Panzerung des Keymon.
Andere Splinter tauchten auf, aber es waren zu wenige, um die Käfer zu stoppen.
Dominic nahm einen Keymon ins Visier und feuerte. Der Käfer ging mit einem Kopfschuss zu Boden. Auch Longhill landete Treffer bei einem der Angreifer. Einem Keymon in bronzefarbener Rüstung. Schwer verwundet stürmte der Keymon weiter vorwärts. Er richtete sein Gewehr auf den Commander und erwiderte sogar das Feuer. Longhill presste sich flach auf den Boden und entging den glühenden Projektilen, die über ihn hinwegzischten. Wäre Dominic nicht instinktiv zur Seite gerollt, hätte ihn die Salve voll erwischt. Erde, Steine und verbranntes Gras spritzen in die Höhe.
Dominic sprang auf und drückte einige Male den Abzug seines Gewehres, ohne genau zu zielen. Er schoß dorthin, wo er die Präsenz eines der Insektoiden fühlte und jagte den Käfern eine Blendgranate entgegen.
„Köpfe runter! Sonnenfeuer!“, rief Dominic und kurz darauf explodierte die Granate über den Käfern in einem weißen Glutblitz, der in weitem Umkreis die Umgebung erleuchtete.
Die Soldaten unter Dominics Kommando nutzten den Moment, schwärmten aus und deckten die Keymon mit einem Geschosshagel ein. Aber die Gegner erwiesen sich als hervorragende Krieger. Nur wenige fielen und der Rest kämpfte umso verbissener. Dominic fühlte, wie ein Keymon sein Leben aushauchte, irgendwo außerhalb seines Blickfeldes. Aber andere drangen weiter auf ihn ein, um ihn in die Zange zu nehmen. Sie kamen rasch näher.
Longhill rappelte sich wieder auf und gab drei, vier Schüsse ab, die ihre Ziele jedoch verfehlten. Dominic stand nun Rücken an Rücken, mit dem erfahrenen Soldaten und sah dem sicheren Tod entgegen, der in Form von vier Keymon auf ihn einstürmte. Sein überhitztes Gewehr reagierte nicht, als er den Abzug drückte. Er warf es weg und riss eine Pistole aus dem Holster. Der Keymon, der ihm am nächsten war, zückte zwei Messer. Sie blitzten im Mondlicht auf. Im nächsten Augenblick war er so dicht herangekommen, dass er Dominic seine Klinge in den Leib rammen konnte. Er schloss bereits mit dem Leben ab. Kurz jagte ihm der Gedanke durch den Sinn, eine Granate an seinem Gürtel zu zünden, um den Angreifer mit in den Tod zu reißen. Er hatte die Idee noch nicht zu Ende gedacht, da traf den Käfer ein Schuss in die Schläfe, aus unmittelbarer Nähe abgefeuert. Der Schädel des Insekts zerplatzte und färbte dessen Visier von innen blau. Das riesige Wesen in der silbergrauen Panzermontur krachte vor Dominic auf den Boden, polternd wie ein Felsblock.
Ein weiterer Käfer ging in die Knie. Ein Plasmabolzen hatte seine Rüstung in Hüfthöhe durchschlagen. Aus dem Loch quollen Rauch und Funken hervor. Dominic nahm eine Bewegung wahr. Einen Schatten, der durch die Nacht huschte und den Käfern zusetzte. Der Keymon, der Dominic nun am nächsten war und gerade die Mündung seiner Waffe auf ihn richtete, erhielt einen Schlag in die Kniekehlen. Die Kreatur wankte und stürzte. Unmittelbar danach sprang der Schatten auf den Rücken des Keymon. Es war ein Mensch, eine Frau, die sich ihrer Rüstung entledigt hatte und nur noch ihre leichte Kampfuniform trug. Sie ließ den Kolben ihres Gewehres auf das Visier des Keymon niedersausen. Neun oder zehn Mal schlug sie ihn krachend auf das Glas, bis es endlich splitterte.
„Nialla?“, wunderte sich Dominic, der die Kameradin schließlich erkannte.
Offenbar hatte sie keine Lust mehr, auf den bewusstlosen Gegner einzudreschen. Sie presste den Lauf ihres Gewehrs gegen dessen Nacken und drückte ab. Als der Knall des Schusses verhallte, waren sämtliche Keymon, die ihnen so viele Stunden zugesetzt hatten, tot.
Dominic und Longhill starrten die junge Frau ungläubig an. Nialla starrte zurück. In ihrem Blick loderte eine Glut, di
e ihrem eher gewöhnlichen Gesicht einen Ausdruck prähistorischer Wildheit verlieh. Ein Ausdruck, der das Jagdfieber steinzeitlicher Jäger widerspiegeln mochte, wenn sie einen Höhlenbären oder ein Mammut erlegt hatten. Die zornigen barbarischen Züge blieben, als Nialla vom Leib ihres toten Gegners sprang, sich mit geschmeidigen Bewegungen Dominic näherte und sich vor ihm aufbaute. Ihr schweißnasser Köper dampfte in der kühlen Nacht. Sie keuchte und salutierte grinsend. Speichel tropfte von ihrem Kinn, während das Fieber in ihren Augen allmählich erlosch.
„Auftrag ausgeführt“, verkündete sie.
„Hab ich bemerkt“, antwortete Dominic zögernd. Ihm steckte Staunen und Schrecken in den Gliedern. Es war nicht nur die Kühle der Nacht, die ihn gerade frösteln ließ.
„Mit deiner Erlaubnis würde ich jetzt gerne was essen. Ich sterbe vor Hunger. Kein Scherz. Wenn ich jetzt nichts bekomme, bin ich tot.“
Dominic holte einen Energieriegel hervor. Niallas Hand schnellte vor und packte den Riegel. Sie riss die Verpackung auf und verschlang ihn in Windeseile.
„Reicht mir nicht“, stammelte sie mit vollem Mund.
Dominic und Longhill beobachteten, wie sie zu dem Keymon hastete, der den Treffer in die Seite erhalten hatte. Sie fuhr mit der Hand in das Loch und zerrte einen Teil der Innereien des Insektoiden heraus.
Dominic wendete sich angewidert ab, während Longhill stirnrunzelnd und interessiert zusah, wie sich Nialla am Fleisch des Keymon gütlich tat.
„Sie macht es wirklich“, flüsterte der Commander mit einer Mischung aus Faszination und Ekel. „Ich würde gerne wissen, was der Doc zu ihrem Kalorienverbrauch meint. Und was ihr derartige Kräfte verleiht.“
Dominic hielt das für eine sehr gute Idee. Ganz offensichtlich stand Nialla unter dem Einfluss einer Droge. Die irdische Kriegsgeschichte kannte den Einsatz gewisser Substanzen, um die Effektivität von Soldaten zu erhöhen. Natürlich musste man dabei immer mit grässlichen Nebenwirkungen rechnen. Warum sollte das hier anders sein.
„Ob die Akkato dahinterstecken?“, fragte Dominic.
„Schwer zu sagen“, antwortete Longhill. „Aber ich bezweifle, dass irgendetwas, das sie selbst zusammengebastelt hat, so eine Wirkung haben könnte. Ich meine, was immer sie genommen hat, hatte offenbar eine eindeutige Zielrichtung.“
Er überlegte kurz, während Niallas Schmatzen an Dominics Ohren drang, der gerade mit einem Würgereiz zu kämpfen hatte.
„Ja“, meinte Longhill mit sicherer Stimme. „Die Akkato stecken dahinter.“

NOMADS 11 – Kein Weg zurück


English

NOMADS 11 – No Way Back

Dawn was breaking. The ragged bunch that called itself the Third Division was still in the middle of the ruined city. The stilts with the wounded still formed the center of the pathetic troop and determined its pace. Dominic felt he was barely making any headway.
The scouts reported that they would reach the outskirts of the city in about an hour. According to the scouts, the land outside the rubble desert resembled a steppe. There was no cover there and the way to the cruiser was long. It was a perilous trip that promised more casualties.
„We need to finish off the Keymon now,“ Dominic reasoned aloud. „At the very least, we need to keep them busy, and give the Stilts a head start.“
Longhill nodded. „That’s our only chance. You’ve finally figured it out.“
„Why did you wait to put that on my bread?“
„You haven’t gone completely off the deep end after all,“ Longhill returned. „But if you hadn’t made any move to consider it in the next few minutes …“
„Have Ableton and Cleese get their people ready to move off the force,“ Dominic interrupted. And turned to Alex Donhall and Peskin. „Get your crews ready. We need to launch a surprise attack.“
Peskin looked annoyed. „There are only thirty of my people left.“
Donhall shrugged. „I’ve got ten men left.“
Dominic stopped, turned, and glanced at his squad. He looked at tired and frustrated faces. People were used to easy victories and this surprising setback had to shake their confidence. Dominic’s unit, which he directly commanded, numbered one hundred fighters at the beginning of the campaign. He was left with fifty-two. Quite a few Gothreks were alone. They would soon leave the force and go their own ways, as they always did when they lost their human partners.
A band of Akkatos had mingled with the humans. All of them were officers. They looked at Dominic with strange looks. A mixture of obedience and disdain. At least they still seemed willing to take orders.
„You know where the enemy is, and what your options are for that,“ Dominic told Donhall and Peskin. „You will keep the bugs off our backs as long as you can.“
Dominic then began selecting specific soldiers for this special mission that had taken shape in his mind. He hadn’t gotten far with his selection when Nialla Lopez turned to him. An angry fire blazed in her eyes.
„Let me go with you,“ she demanded forcefully. „I need to do something useful.“
„Are you sure?“ Dominic knew she was suffering from the loss of her splinter, but for the moment she seemed back to her old self. All weariness had gone from her. Did she want revenge? Or was she planning to risk her life recklessly? A death wish? That was not entirely absurd. She wouldn’t be the only person to commit a foolish act out of confusion and melancholy.
„Hey!“ she placated with a broad grin. „Let me handle this. I won’t let you down.“
Dominic didn’t feel like arguing. „All right. You go with the others I’ll still choose.“
„Ya!“ triumphed Nialla. „Bugs get ready. We’ll show them.“
„Is everything okay?“ inquired Dominic anxiously.
„Sure.“ She checked her rifle. „It is. In fact, it’s better than ever.“
Dominic’s selection consisted of thirty soldiers, which he put under Peskin’s command. He left it up to the Akkatos which of their fighters they wanted to give to him to follow Peskin into battle. In the end, there were a good hundred warriors, consisting of humans and Akkato, who were to carry out the relief attack on the Keymon.
Meanwhile, the main body of the division with the wounded had moved on when Ableton and Cleese joined Dominic and Longhill with a force of about eighty soldiers.
„They can go without us,“ Ableton opined. „We’ll be more useful if we flatten a few more bugs.“
Dominic agreed as he watched the transport stealers move away. Now it was time to say a few words to the troops as they prepared to attack.
„We owe it to our comrades,“ Dominic began in a loud voice, „to let the Third Division escape and keep its name.“ His words struck exactly the pathetic note that made every accato’s chest swell with pride. He could tell by the expressions on the horses‘ heads. „We owe it to our comrades. To the living and the dead.“ Dominic addressed some of the horseheads directly. „We owe it to Toru Ukara.“ Then his attention returned to the humans. „We owe it to Mayor Mendrik. If we can keep the Keymon away from the rest of the force, the Third Division will survive. That’s all that matters.“
„Let’s show the bugs!“ spoke up Nialla again. „Let’s make them bleed!“
The Akkato roared off, raising their rifles above their heads.
Peskin was less enthusiastic. „So come on people, you got it. We’ve got to get another victory.“
Thoughtfully, Longhill watched the unit march off, then looked up. A pale spot in the overcast sky marked the spot where there was otherwise a large rust-colored moon shining down on Kest.
„Without the fleet, we gain nothing,“ Longhill remarked soberly. „I hope the horseheads don’t leave us sitting here. I don’t trust them.“
„They have units here,“ Dominic objected. „They’re not going to leave them behind.“
„You’ve never witnessed what they do when they lose a battle.“
Longhill was right. Since Dominic had been fighting for the Akkato, he had only experienced victories. Minor setbacks, always to be expected, occurred, of course, but never had he witnessed such a disaster as he had on Kest.
„What happened that made you doubt so much?“, Dominic wanted to know.
„It was some time before Dostra,“ Longhill replied. „But I don’t feel like telling you about it now?“
Dominic watched as the worn soldiers of the Third Division limped away among the canyons of buildings. The stilts staggered through the darkness, laden with the wounded or dying. After a few minutes, they finally disappeared behind a bend.
Gradually, the cold began to seep through Dominic’s uniform. The murderous heat of the day was finally over. A drizzle began to fall, draining the warmth from the body. The joy of the longed-for cooling lasted only a short time.
Soon the first shots whipped through the night. Their echoes echoed many times among the ruins. The sniffers approached rapidly. He estimated about fifty to a hundred of them just entering the radius of his mental scanner. The beings‘ thoughts felt angular and sterile, like the clearly structured computational sequences of computers.
The skirmish among the ruins quickly increased in ferocity and lasted for a long time. The crackle of gunfire and explosions accompanied the exhausted bunch of warriors until they finally reached the outskirts of the city. Ahead of the soldiers stretched a flat, damp tundra, with low grass interspersed with small streams that made it difficult to move forward. A small number of bushes and trees dotted the land, providing meager protection. Dominic searched in vain for more solid cover, such as rocks, or dilapidated masonry.
About another day’s march away, the cruiser rose from the plain like a small ridge. Dominic doubted they would manage to get anywhere near it. At least they had managed to put enough distance between the stilts and their wounded passengers and the Keymon. A small success that now had to be preserved.
He turned to Longhill. „We’ll have to organize another line of battle,“ he said.
„I’ll take care of it,“ replied the commander, who knew exactly what to do. „Some snipers on the flanks and people with heavy weapons in between to secure the center.“
While Longhill set about creating a defensive line, Dominic peered through his binoculars. In night vision mode, the grotesque skyline of the ruined city stood out like an abstract work of art, dark blue against a lighter sky. Movements were depicted by the eyepiece as white specks flickering here and there. Soldiers moved on the rooftops like little stars that lit up and faded as soon as they paused in p
lace.
Again, shots rang through the darkness. Now and then dull detonations, like drumbeats. A fireball rose blazing to the sky. Stray plasma volleys chased up to the clouds like lightning.
„It’s a real slaughter,“ remarked Longhill, who lay in the grass beside Dominic, watching the scene. He pressed the headset of his radio to his ear and frowned. „Are you repeating that?“
„What’s happening right now?“ inquired Dominic.
Longhill waited a few seconds for the person on the other end of the line to finish reporting. „The Keymon are plugging away mightily right now. Looks like they’re going to have to pull back.“
Dominic thought that assessment was wrong. Given the previous debacle, it couldn’t be that the bugs were taking heel. Besides, he still perceived the presence of the snoopers too clearly. And as if to confirm his suspicions, a unit of Keymon burst from the ruins. To the left, from Dominic’s position, they charged into the plain and opened fire.
Longhill pulled up and put on his rifle. He fired four five shots, then had to take cover again. A sheaf slammed into the ground in front of him. A fan of glowing plasma shot overhead, missing him by a hair’s breadth.
Dominic watched the Keymon advance through his eyepiece. It was a group of about thirty creatures running out of the cover of the walls and onto the plain. Certainly they would have been more precise in their movements and might not have missed Dominic had it not been for someone effectively impeding their actions. Dominic saw in his binoculars a bright figure that was hitting the beetles with the perfection of a machine. Every shot hit its target. The attacker, on the other hand, dodged each volley, disappearing behind a bush, a tree, or in one of the creeks.
„Give him cover,“ Dominic Longhill ordered. „Do you see him?“
„Yeah, I noticed, I’m not a rookie,“ the commander replied, issuing an order to the snipers. „Watch out for the kid. Give him cover fire.“
As Dominic followed along, the Keymon continued to run into trouble. Again and again the soldier appeared, taking out one bug after another. He seemed tireless. Nor did the cold meticulousness with which he finished off his opponents abate.
„Who is that guy?“ asked Dominic.
„I think it’s a woman,“ Longhill returned. „Never seen anyone fight like that before. A robot, maybe?“
Dominic thought that was unlikely. There were robots here and there performing simple tasks on the Durana, but so far he hadn’t set eyes on one that performed more complex tasks independently. Fighting was certainly not one of them.
He didn’t get a chance to take a closer look at the scene. Another squad of Keymon was coming directly toward his and Longhill’s position. Dominic felt Leetha leap out from a hiding place and go for the throat of one of the attackers. The bitter taste of Keymon blood formed in his mind. He tasted the blood in his mouth as if it were real. Dominic blanked out the sensation, as well as the dull pain from the impact against the Keymon’s armor.
Other Splinters appeared, but there were too few to stop the bugs.
Dominic took aim at a Keymon and fired. The beetle went down with a headshot. Longhill also landed hits on one of the attackers. A Keymon in bronze armor. Badly wounded, the Keymon continued to charge forward. He pointed his rifle at the commander and even returned fire. Longhill pressed flat on the ground and escaped the glowing projectiles that whizzed over him. Had Dominic not instinctively rolled to the side, the volley would have caught him full on. Earth, stones, and scorched grass splattered into the air.
Dominic jumped up and pulled the trigger of his rifle a few times without aiming accurately. He fired to where he felt the presence of one of the insectoids and chased a stun grenade toward the bugs.
„Heads down! Sunfire!“ shouted Dominic, and moments later the grenade exploded over the beetles in a white blaze that lit up the surrounding area for miles around.
The soldiers under Dominic’s command seized the moment, swarmed out and covered the Keymon with a hail of bullets. But the enemies proved to be excellent warriors. Only a few fell and the rest fought all the more doggedly. Dominic felt a Keymon breathe its last, somewhere out of his sight. But others continued to press in to heckle him. They were closing in fast.
Longhill got back to his feet and fired three or four shots, but they missed their targets. Dominic now stood back to back, with the experienced soldier, facing certain death as four keymons came at him. His overheated rifle did not respond when he pulled the trigger. He threw it away and jerked a pistol from its holster. The keymon closest to him pulled out two knives. They flashed in the moonlight. In the next instant he had come so close that he could ram his blade into Dominic’s body. He was already closing in on life. Briefly, the thought crossed his mind to detonate a grenade on his belt to take the attacker with him to his death. He hadn’t finished thinking about the idea when the beetle was hit in the temple by a shot fired at close range. The insect’s skull burst, turning its visor blue from the inside. The huge creature in the silver-gray armor crashed to the ground in front of Dominic, rumbling like a boulder.
Another beetle went down on its knees. A plasma bolt had pierced his armor at waist level. Smoke and sparks poured out of the hole. Dominic perceived movement. A shadow that flitted through the night, striking at the beetles. The keymon, which was now closest to Dominic and was currently pointing the muzzle of its weapon at him, received a blow to the back of the knee. The creature staggered and fell. Immediately after, the shadow leapt onto the back of the Keymon. It was a human, a woman who had shed her armor and was wearing only her light combat uniform. She brought the butt of her rifle down on the Keymon’s visor. Nine or ten times she struck it crashing on the glass until at last it splintered.
„Nialla?“ wondered Dominic, who finally recognized the comrade.
Apparently she was tired of pounding her unconscious opponent. She pressed the barrel of her rifle against his neck and pulled the trigger. When the crack of the shot died away, all the Keymon who had been at them for so many hours were dead.
Dominic and Longhill stared at the young woman in disbelief. Nialla stared back. There was a blaze in her gaze that gave her rather ordinary face an expression of prehistoric ferocity. An expression that might have reflected the hunting fever of Stone Age hunters when they had killed a cave bear or a mammoth. The angry barbaric features remained as Nialla leapt from the body of her dead opponent, approached Dominic with lithe movements, and stood before him. Her sweaty body steamed in the cool night. She gasped and saluted with a grin. Saliva dripped from her chin as the fever in her eyes gradually subsided.
„Mission accomplished,“ she announced.
„I noticed,“ Dominic replied hesitantly. He had a sense of wonder and terror in his limbs. It wasn’t just the chill of the night that was making him shiver right now.
„With your permission, I’d like to eat something now. I’m dying of hunger. No kidding. If I don’t get something now, I’m dead.“
Dominic pulled out an energy bar. Nialla’s hand sprang forward and grabbed the bar. She tore open the wrapper and gobbled it down in a flash.
„Not enough for me,“ she stammered with her mouth full.
Dominic and Longhill watched as she hurried to the keymon that had received the hit in the side. She drove her hand into the hole and pulled out some of the insectoid’s innards.
Dominic turned away in disgust while Longhill watched, frowning with interest, as Nialla feasted on the keymon’s flesh.
„She’s really doing it,“ the commander whispered with a mixture of fascination and disgust. „I’d like to know what the doc has to say about her calorie consumption. And what gives her such powers.“
Dominic thought that was a very good idea. Cl
early Nialla was under the influence of a drug. Earthly war history knew the use of certain substances to increase the effectiveness of soldiers. Of course, one always had to reckon with ghastly side effects. Why should it be different here.
„I wonder if the Akkato are behind this?“ asked Dominic.
„It’s hard to say,“ Longhill replied. „But I doubt anything she concocted herself could have that kind of effect. I mean, whatever she took obviously had a definite target.“
He considered for a moment as Nialla’s smacking sound reached Dominic’s ears, who was currently struggling with a gag reflex.
„Yes,“ Longhill agreed in an assured voice. „The Akkato are behind this.“

NOMADS 11 – No Way Back

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