NOMADS LEGACY – Hörbuch (Kapitel 5)
Der Unendliche Traum. Gelesen von Georg Bruckman.
Eine weiteres Hörbuch Kapitel. In diesem Fall stammt die Lesung nicht aus der NOMADS Reihe um Dominic Porter. Bei “Der Unendliche Traum“ handelt es sich um eine Geschichte, die zwar im NOMADS Unversum spielt, jedoch zu einem Zeitpunkt der weiter in der Zukunft liegt. NOMADS spielt im 5. Jahrtausend, wohingegen NOMADS LEGACY im 130. Jahrtausend angesiedelt ist.
Mehr von Georg Bruckmann findet ihr auf:
bloodword.com und online-lesen.bloodword.com
Leseprobe
NOMADS – LEGACY
Short Stories
Der Unendliche Traum
Kapitel 5
Die Eiswüste
Später tauchte Briggo mit seiner Schar Gothreks auf. Er war wie immer zornig, brüllte durch die Halle und schlug mit seiner Eisenstange gegen den ein oder anderen Panzeranzug, sodass die Funken sprühten. Nachdem er sich vor den Häftlingen postiert hatte, polterte er los, indem er sie wüst beschimpfte und beleidigte. Dann endlich kam er zur Sache.
„In der Eishölle ist ein Frachter runtergegangen“, dröhnte er. „Die Bahn, die den Zenitpunkt der Nacht ansteuert, wird euch in die Eiswüste bringen. Auf halbem Weg wird sie stoppen und ihr werdet auf einen Gleiter wechseln, der euch zur Absturzstelle bringen wird. Ihr hattet genug Zeit, euch zu erholen und die Bäuche vollzuschlagen. Es geht sofort los. Jeder nimmt sich einen Anzug.“
In diesem Moment öffnete sich ein Tor, indem eine massige Panzerplatte nach oben schwenkte. Ein großes, torpedoförmiges Vehikel schwebte heran, begleitet von einem heißen Windstoß, der durch den Tunnel fegte. Funken stieben durch den Raum. Rauch trübte die Sicht und stach in Sareenas Augen. Sie roch den Gestank von Schwefel.
Die schwebende Lok zog eine Reihe Waggons hinter sich her. Dazwischen gab es einige offene Anhänger, die für Sareena und ihre Gefährten bestimmt waren.
„Rauf mit euch“, knurrte Briggo, „Und dass ihr mir keinen Krümel überseht.“ Er schlug mit seiner Eisenstange auf den Boden. Steine splitterten, Funken flogen.
…
Die Gefangenen in ihren Anzügen kletterten auf eine der Ladeflächen. Jig sah darin zwar aus wie ein gepanzertes Untier, aber er war so flink wie eine Mauerechse und im Nu war er auf den offenen Wagen geklettert. Er streckte seine Hand aus und half Sareena hinauf.
Der Zug fuhr langsam los und drang in das Schachtsystem ein. Im Licht ihrer Helmscheinwerfer konnte Sareena erkennen, wie viele Risse die Wände durchzogen. Eisenklammern und Füllmasse glänzten im hellen Lichtkegel. Alles machte einen ziemlich maroden Eindruck. Dann nahm der Zug Fahrt auf und jagte durch die Dunkelheit.
Sareena spürte, wie sie sich gegen die Fliehkräfte stemmen musste, die auf sie einwirkten. Sie stemmte die Füße in den Boden, um bei der rasanten Fahrt nicht den Halt zu verlieren.
„Wir fahren einen Bogen“, murmelte sie in ihr Helmmikrofon.
„Ja“, vernahm sie Tonjas Stimme. „Und es geht abwärts.“
„Zu den Wurzeln der Berge“, sagte jemand wie zu sich selbst.
Kurz vor der Ausfahrt verlangsamte der Zug seine Fahrt und blieb schließlich stehen.
„Was ist los?“, fragte Sareena und sah sich um.
„Sie müssen sich erst vergewissern“, erklärte Jem, „ob da nicht gerade ein Steinschlag den Hang herunterkommt oder irgendetwas den Tunnelausgang versperrt. Das Tal ist voll von Felsbrocken, Trümmern und Schlacke. Und der Berg selbst ist immer in Bewegung.“
„Sind das Gothreks da vorne in der Lok?“ Sareena stand auf und warf einen Blick auf die Zugmaschine.
„Ja“, sagte Jem. „Der Gothrek da drin ist mit seinem Fahrzeug verbunden. Sie bilden eine Einheit und gerade tastet er seine Umgebung ab.“
„Wie?“
„Das Aure ermöglicht es“, antwortete der Oponi und Sareena kniff die Lippen zusammen. Sie wusste nicht, wie sie die Frage formulieren sollte, die ihr auf der Zunge lag. Wie sollte das Aure so etwas möglich machen?
Plötzlich fuhr der Zug mit einem kräftigen Ruck wieder los. Er glitt hinaus ins Freie und wurde bald immer schneller. Er schoss an Felsen und Bergflanken vorbei und jagte dann hinein in das ewige Zwielicht auf der Nachtseite des Planeten.
…
Sareena starrte in die Nacht, während der Zug in die ewige Nacht hineinfuhr und sich der helle Lichtkegel seines Scheinwerfers in die Schwärze bohrte. Seltsame Eisgebilde und Gesteinsnadeln tauchten im weißen Scheinwerferlicht auf. Für einige Augenblicke lösten sie sich aus der Finsternis, glitten ins Licht, um gleich darauf wieder im Dunkel zu verschwinden. Schwarze Basaltfelsen mit spiegelnden Oberflächen und bizarre, vom Wind geformte Schneeskulpturen. Sareena war von diesen Anblicken wie hypnotisiert und starrte stumm auf das Wechselspiel von Licht und Schatten.
„Sieh mal da hinauf“, Jems Stimme klang ruhig und verträumt.
Offenbar gaben sich die Gefangenen in diesen ungestörten Momenten, irgendwelchen Träumereien und Erinnerungen hin, denn schon seit geraumer Zeit war es still geblieben. Das Kommunikationssystem der Rüstungen übertrug lediglich die ruhigen Atemgeräusche ihrer Piloten.
Sareena wendete den Blick in die Höhe.
„Heepo!“, der Ausdruck des Erstaunens kam unwillkürlich über ihre Lippen, als sie das leuchtende Sternenmeer am schwarzen Himmel sah. Die Gestirne waren so klar zu erkennen, dass man glauben konnte, sie wären Teil einer hyperrealen, holografischen Projektion, wie es sie in den Vergnügungszentren des Boolinsystems gab. Sareena streckte die Hand aus, als wolle sie eine der schimmernden Perlen betasten.
„Ich kann die Sonne meiner Heimat sehen“, flüsterte Jem und für Sareena klang es so, als könne er seine Tränen nicht zurückhalten. Er deutete hinauf und das Mädchen tat so, als wisse sie, welchen der zahllosen Sterne er meinte.
„Das Licht, das wir hier sehen, hat sie abgestrahlt, lange bevor ich geboren wurde“, sagte Jem leise, so leise als spräche er zu sich selbst. „Und das Licht, das ich in meiner Kindheit sah, wird auch hier eintreffen – Jahrtausende nach meinem Tod.“
Daraufhin herrschte langes Schweigen und Sareena konnte beinahe hören, wie sehr Jem mit seinen Gefühlen kämpfte. Er versuchte immer wieder etwas zu sagen, aber es gelang ihm nicht, seine Empfindungen in Worte zu kleiden. Es entstand eine Stille, die der Tengiji unangenehm war.
„Was hat es eigentlich mit dem Aure auf sich?“, fragte Sareena. Und obwohl sie diese Frage nur stellte, um die unbehagliche Stille zu brechen, war ihr doch klar, dass sie sich darüber noch nie richtig Gedanken gemacht hatte.
Jem benötigte einige Augenblicke, um sich wieder zu fassen. „Das Aure ist ein Verstärker“, erklärte er. „Eine Art Antenne.“
„Verstärker und Antenne für was?“
„Für das Ganze“, antwortete Jem geheimnisvoll. „Wir Oponi nennen das Ganze “Yora“. Die Welt. Das Universum. Und was darin und dahinter verborgen liegt. Dem Verstand entzieht sich Vieles. Nur das Herz begreift.“
Sareena sagte nichts. Jems Antwort hätte auch von einem Philosophen oder einem religiösen Lehrer stammen können.
„Ist dir die Antwort zu abwegig? Zu abgehoben?“
Die Tengiji zögerte abermals. In der Bibliothek auf der Stadtwelt Nuria, wo die Tengiji in den unterschiedlichsten Wissensgebieten unterwiesen wurden, hatte sie philosophische Lehrgänge immer gemieden. Sie bevorzugte einfache Lyrik, die für die Einstimmung auf den Kampf nützlich sein konnte oder als mentaler Balsam danach. Aber sie verabscheute alles, was den Verstand verwirren und ihr klares Denkvermögen trüben konnte.
„Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagte sie unvermittelt scharf.
„Ich auch nicht“, gab Jem zu. „Aber das hindert mich nicht daran, gewisse Tatsachen zu akzeptieren, die man allgemein als unerklärbar betrachtet oder als noch nicht erklärbar. Das Aure verstärkt nur die Korrespondenz, die unter der Materie ohnehin schon herrscht. Macht sie wahrnehmbar. Ein Wind, der durch das Universum weht, an die Saiten einer Harfe haucht und sie zum Klingen bringt. Und dieses Wispern nehmen wir wahr. Das Aure bringt es zum Klingen.“
„Dann ist das Aure eine Art Himmelsharfe?“ Sareena musste unweigerlich grinsen, als sie diese Bemerkung machte und hoffte, es würde sich nicht in ihrer Stimme niederschlagen. Sie wollte Jen keinesfalls beleidigen.
„Ja“, sagte Jem sanft, obwohl er Sareenas Spott bemerkt hatte. „Man kann auf ihr spielen und selber einen Hauch in das Yora zurücksenden.“
„Ein Verstärker muss doch auch aktiviert werden“, warf Sareena ein. „Er braucht eine Energiequelle, oder etwa nicht? Selbst wenn ich gewisse Dinge als gegeben hinnehme. Es gibt Naturgesetze. Wie will ich die Saiten zupfen, ohne Energie hineinzustecken?“
„Aure ist kein Zaubermittel.“ Jem wendete sich Sareena zu und sein Schutzanzug knirschte und knackte, als das Eis von den Gelenken platzte. „Es benötigt Energie“, fuhr er fort. „Und es nutzt die Ströme aus deinen Muskeln und deinen Gedanken. Eine Berührung und du wirst eins mit dem Metall, das wiederum verbunden ist mit jedem Teil der stofflichen Welt.“
„Wie?“
„Das weiß niemand.“
„Ist es ein Spiegel?“
„Ja, ich denke, das ist es. Eine Spiegelwelt und eine Realität im Kleinen. Eine Zwillingswelt, wo man ein Teilchen kneifen kann und in unserem Universum schreit sein Brüderchen auf.“
„Ich hab davon gehört.“ Ihre Stimme klang skeptisch. „Aber mir ist das zu weit hergeholt.“
„Glaubst du an den Beginn unseres Universums?“
„Ja“, antwortete Sareena schnell und sicher. „Ich bin mir gewiss; es hatte einen Anfang. Ich glaube daran.“
„Wenn es einen Anfang hatte“, fuhr der Oponi fort, „so glaube ich auch daran, dass alles einmal ein einziges Ganzes war.“
Die Tengiji stimmte schweigend zu. Neben vielen anderen Modellen konnte sie dieses am ehesten akzeptieren.
„Als es auseinanderfiel“, Jem formulierte seine Sätze mit feierlichem, geradezu religiösem Ernst, „nahm jedes Teilchen seine Erinnerungen an das Ganze mit. Energie und Materie, Materie und Energie sind im Gleichgewicht. Nichts kommt neu dazu, nichts geht wirklich verloren. Es ist noch immer eine Einheit. Vielleicht dünnt sich das Universum eines Tages so aus, dass die Verbindungen zerreißen, aber noch ist es ja nicht so weit. Noch sind alle Dinge stark miteinander verbunden.“
„Das hört sich eher nach einer Glaubenslehre an.“ Sareena konnte ihre Geringschätzung nicht verbergen. „Mehr wie ein Aberglaube als wie Wissenschaft.“
„Du würdest dich wundern, wie viel Ähnlichkeit Wissenschaft mit Religion hat.“ Jem ließ sich nicht von Sareenas Zweifeln abschrecken. „In der Welt der Wissenschaft gibt es Gurus …“
„Was gibt es?“
„Gurus … Glaubenslehrer“, erklärte Jem, „und ihre Anhänger. Es gibt Zweifler und Gläubige, die von den Überlegungen kluger Leute so überzeugt sind, als seien es unfehlbare Glaubenssätze.“
Er hielt kurz inne. Sareena konnte hören, wie der Oponi atmete. Er war sehr bewegt. Sein bislang eher nüchternes Auftreten schien ihr nun wie eine brüchige Fassade. Jem offenbarte große seelische Tiefe. Diese Seite an ihm war neu für Sareena und gefiel ihr.
„Aber was weiß man schon?!“ Jems Tonfall spiegelte seine Verachtung für alles Dogmatische wider. „Ich habe mit vielen Wissenschaftlern gesprochen und schneller als man es denkt, findet man sich in einem religiösen Disput wieder. In Glaubensdebatten.“ Er lachte abschätzig. „Am Ende läuft doch alles auf die Frage hinaus, was man von alledem glaubt, von dem man erfahren hat. Auf die simple Frage: Wie viele Argumente kann ich nachvollziehen? Und wie viel Gewicht kann ich den Argumenten zubilligen? Das klingt einfach, doch meistens wird unser Urteil von Wünschen und Hoffnungen beeinflusst. Das, was man weiß, oder das, was man für bewiesen hält, ordnet sich unwillkürlich dem unter, was wir glauben wollen.“ Wieder machte er eine lange Pause und blickte Sareena ernst an. „Der wirkliche Wissenschaftler“, sagte er dann, „geht auch den Weg, den er eigentlich nicht gehen will. Er geht ihn weiter, wenn ihn die Beweise dazu zwingen. Aber wer kann das schon?“ Sareena schüttelte müde den Kopf. „Egal“, stöhnte sie. „Wir sollten uns lieber auf den Sturm konzentrieren.“
Jem schreckte aus seinen Gedankengängen hoch. Er hatte nicht bemerkt, dass der Zug auf eine mächtige Wolkenwand zuraste, die bereits einen beträchtlichen Teil des Himmels verdunkelte. Schneeflocken wirbelten vorüber. Die Sterne waren verschwunden.
…
Geraume Zeit jagte der Zug mit unvermindert hohem Tempo durch den Schneesturm. Dann verringerte sich seine Geschwindigkeit abrupt. Die Schneeflocken, die bisher nur als fahle weiße Schlieren erkennbar gewesen waren, nahmen greifbarere Konturen an. Der Zug kam zum Stehen und der Wind brauste über Sareena und ihre Gefährten hinweg. Das Schneetreiben war dicht und die Sichtweite auf wenige Meter begrenzt.
„Zusammenbleiben!“, brüllte Sareena in ihr Helmmikrofon.
„Hey!“ Jem versetzte ihr einen Stoß. „Ich gebe hier die Befehle.“ Damit trat er an den Rand der Ladefläche. „Zusammenbleiben.“
Er schaltete den Scheinwerfer an, der an der Schulter des Panzeranzuges montiert war. Der Lichtkegel bohrte sich durch den Schneesturm und beleuchtete ein großes, technisches Gebilde neben der Zugtrasse.
Jem sprang von der Ladefläche und sank bis zu den Hüften in den frisch gefallenen Schnee ein.
„Alle Mann runter vom Zug“, befahl er. „Mal sehen, ob wir das Ding in Bewegung setzen können.“ Er arbeitete sich vorwärts und zog eine tiefe Schneise durch den Schnee.
Sareena sprang ebenfalls von der Ladefläche und folgte Jem. Die Servomotoren des Anzuges surrten und summten, während sie sich durch den Schnee arbeitete. Augenblicke später hatten sie den Gleiter erreicht.
Das Fahrzeug bestand lediglich aus einer Plattform, auf der ein wuchtiger Hebekran montiert war. Ein zusammengeklappter Ausleger, mit Greifzangen an der Spitze.
Nachdem alle ihren Platz gefunden und sich in die Verankerungen eingeklinkt hatten, setzte sich der Gleiter in Bewegung.
Sareena beobachtete, wie die Anzeigen in ihrem Helmdisplay zu glimmen begannen. Die Systeme hatten sich mit dem kleinen Reaktor des Fahrzeuges verbunden und wurden aufgeladen.
„Ich fahre jetzt los“, verkündete Jem und der Gleiter setzte sich in Bewegung. „Fahrzeit bis zum Ziel, circa acht Stunden.“
Sareena erschrak. Acht Stunden in dieser Rüstung gefangen? „Wo ist der Transporter runter gegangen?“, erkundigte sie sich bei Jem.
„Wir müssen gut zweitausend Kilometer weit in die Eiswüste hinein.“ Jem erhöhte die Geschwindigkeit. „Der Gleiter wird den Weg finden. Besser wir schlafen inzwischen. Wir müssen ausgeruht sein.“
…
Der Gleiter verlangsamte sein Tempo und kam in einer weiten, flachen Ebene zum Stillstand.
Sareena erwachte und blickte durch ihr Helmvisier über die gefrorene Landschaft. Der Himmel war klar und die Sterne funkelten wieder so hell und nah, als könne man sie anfassen. Ihr Licht schien kalt auf das Eis, das in einem unnatürlichen Blau leuchtete, als würde ein eisiges Feuer darin schwelen. Der Horizont war so scharf geschnitten, als hätte ihn eine kristallene Klinge vom pechschwarzen Himmel getrennt. Kein Höhenzug, Berg oder Felsgrat störte die klar gezogene Linie, bis auf eine flache Kuppel, die eindeutig nicht natürlichen Ursprungs war. Das musste das Gebäude sein, von dem der Sudey gesprochen hatte.
Das Wrack des Transporters lag wie ein schwarzer Steinblock in der Ebene. Unschwer war er als eines der unförmigen Guthrikvehikel zu erkennen, die von keinem anderen Lebewesen als diesen Monstern gesteuert werden konnten.
„Ist kein großer Transporter“, bemerkte Jem und warf einen Blick auf die Ladefläche des Gleiters. „Mal sehen, wie viel wir da draufladen können.“
Sie waren jetzt nur wenige Meter vom Wrack entfernt und als Jem eine Batterie von Scheinwerfern einschaltete, konnte man den Riss deutlich sehen, der das Schiff in zwei Hälften gespaltet hatte. Es war nicht zu erkennen, was diesen Schaden angerichtet hatte.
Die Verschlüsse öffneten sich und die Bergungsmannschaft konnte sich wieder frei bewegen. Sareena sprang vom Fahrzeug herunter und prallte unsanft auf dem steinharten Boden auf.
„Pass auf, dass das deine einzige Fehleinschätzung bleibt“, mahnte Jig und stieg vorsichtig von der Transportfläche herab. „Hier draußen gibt’s keine Hilfe.“
Sareena schaltete ihren Helmstrahler ein, ging näher an den havarierten Transporter heran, erreichte den scharfkantigen Spalt und sah ins Innere. Sie erkannte große, flache Aureblöcke, die wild durcheinander geworfen waren. Sie glänzten schillernd im Licht ihrer Lampe.
Jem war bei Sareena angekommen und musterte den Berg von Aureblöcken mit Unbehagen. „Wir müssen sie von Hand herausschaffen“, bemerkte er müde. „Der Greifer kann sie nur auf die Ladefläche hieven. Aber nicht aus dem Schiff holen.“
Sareena antwortete nicht, sondern trat durch den Riss in den Laderaum. Sie betrachtete den Berg aus Aureanum. Raureif und ein Flaum aus Eiskristallen bedeckten die Wände des Schiffes, aber die Metallquader waren frei davon.
Sareena ergriff einen der Blöcke, mit ihren stählernen Klauen und zog daran. Dabei geriet der ganze Berg in Bewegung.
„Na das kann dauern“, brummte Jem. „Wir müssen vorsichtig sein.“
…
Die Arbeit war mühselig, aber sie kamen gut voran. Auf der Ladefläche des Gleiters wuchs der Stapel mit Aureblöcken weiter und weiter an. Inzwischen begann ein beißender Wind zu blasen, der harte Eiskristalle über die Ebene fegte. Sie prasselten mit scharfem Zischen über die metallene Oberfläche der Rüstungen und schliffen sie blank.
Immer wieder stahl sich Sareena davon und spähte hinüber zu dem Kuppelbau, gut einen Kilometer entfernt. Es dauerte nicht lange, bis die Leute ihren Unmut über Sareena äußerten.
„Das ist unwichtig“, brummte Jig und legte seine Metallpranke auf ihre Schulter. „Mach dich nicht unbeliebt.“
„Das ist mir im Moment ziemlich egal“, antwortete sie, ohne den Blick abzuwenden. Der Wind wurde stärker und stärker. Wenn sie noch länger wartete, mochte es bald unmöglich sein, dorthin zu gelangen. „Ich muss mich auf den Weg machen. Jetzt gleich.“
Jig war keiner Antwort fähig, aber aus seinem Helmlautspecher erhob sich ein Chor der Entrüstung.
„Die bringt uns alle um“, sagte jemand.
„Wir müssen machen, dass wir von hier wegkommen“, riet ein Anderer.
„Hat sie den Verstand verloren?“, fragte ein Weiterer.
„Haltet den Mund“, schaltete sich Jem ein und kam zu Sareena und dem Akkato, der die Gestalt der jungen Frau, in ihrer Rüstung, um beinahe das Doppelte überragte.
Er spähte hinüber zu der dunklen Kuppel. Auch ihm war nicht wohl dabei, sie gehen zu lassen, aber er hatte den Eindruck, dass es einen tieferen Grund dafür gab, warum sie dieses Gebäude interessierte. „Du hast eine Stunde“, sagte er ernst. „Wehe, du verspätest dich.“
Sareena lief los, ohne ein Wort zu verlieren.