Hier eine neue unlektorierte Passage aus dem nächsten Roman.
Viel Spass!
Blake konnte nicht fassen, mit welch großem Aufgebot die Gangsterbande seiner Flotte entgegentrat. Vier Zerstörer, die ein Schlachtschiff schützten, dazu ein ansehnliches Kontingent an Jägern und einigen Frachtern, die zu Angriffsbooten umgebaut waren. Die Abfänger der Athena taten alles, um den Attacken entgegenzuwirken, aber einige Torpedos kamen durch und trafen das Flaggschiff. Schadensmeldungen trafen ein und erschienen auf dem taktischen Holo auf dem Kommandostand. Die Achilles, die an der Spitze des Flottenverbandes positioniert war, musste schwer einstecken. Sie brachte es nur schwer fertig, die kleinen Jagdmaschinen abzuwehren, die unentwegt Raketen und Torpedos in ihren Rumpf feuerten.
Blake stand am Fenster und betrachtete das Geschehen mit ungläubiger Mine. Nach seinen Informationen sollte Possa, ein Asteroid, der sich zwischen Uranus und Neptunbahn bewegte, nur mäßig bewacht sein. Entweder waren die Informationen das Resultat schlechter Nachforschung gewesen, was er eigentlich ausschloß, oder man hatte ihm manipulierte Nachrichten zukommen lassen. Letzteres schien das Wahrscheinlichste und zugleich das Beunruhigendste. Alles deutete darauf hin, dass es einen Maulwurf gab, der das Cormek Konglomerat über den bevorstehenden Angriff und die Existenz der Achilles, in Kenntnis gesetzt hatte. Die Gefechtsformation, die Blake für den Angriff auf die Werftanlagen des Asteroiden gewählt hatte, erwies sich jetzt als verhängnissvoll. Seine Taktik sah vor, mit den schweren Geschützen der Achilles alles zu vernichten, was das Konglomerat auf Possa errichtet hatte. Die zwei Begleitschiffe sollten lediglich Feuerschutz bieten, wenn Verteidigungsstreitkräfte auftauchen. Jetzt waren sie mit der Aufgabe überfordert und mussten ums Überleben kämpfen.
Alleena Morris, die das Kommando über den gewaltigen Schlachtkreuzer mit der Keymontechnik innehatte, setzte alles daran, ihr Schiff zu retten und es aus der Schussline zu bewegen. Blake beobachtete, wie die Achilles aus dem Kampfverband ausscherte und beschleunigte, während es weitere Treffer einstecken musste. Der Anblick des Schiffes, das einen Schweif von Trümmern und Gasen hinter sich herzog, bereitete dem ehemaligen Flottenadmiral beinahe körperliche Schmerzen.
„Alle Schiffe abdrehen!“, befahl Blake. „Die Verfolger der Achilles unter Feuer nehmen!“
„Wir bieten den Kerlen unsere Flanken an“, gab einer der Offiziere zu bedenken.
„Das müssen wir abkönnen“, versetzte Blake scharf. „Waffenenergie auf Backbords und Heckschilde. Raketen und Torpedorampen bereitmachen. Feuern nach eigenem Ermessen.“
Die Einschläge schüttelten die Athena durch. Die Schilde flimmerten und sogen erhebliche Menge von Energie aus dem Reaktor, aber sie hielten Stand. Für einen Moment erlosch das Licht und die fahlrote Notbeleuchtung flammte auf. Im Halbdunkel hoben sich die Hologramme und Monitore hell ab, während die Besatzung zu schwarzen Schemen wurde. Im taktischen Hologramm tauchten zahlreiche neue Markierungen auf, begleitet von schrillen Signaltönen. Blake wendete sich dem Bugschott zu und sah wie eine Fächersalve aus Raketen und Torpedos vor dem Bug ins All hinausgriff. Etliche Geschosse fanden ihre Ziele. Ein feindliches Schiff drehte hart getroffen ab. Ein anderes verschwand in einer grellen Explosionswolke. Ein Nebel, aus wirbelnden Fragmenten war alles, das von ihm übrig blieb, nachdem die Flammen verblassten.
„Die Oleski meldet schwere Schäden“, teilte ein Offizier mit. „Triebwerke verlieren an Schub. Manövrierfähigkeit nicht mehr gegeben.“
Blake ignorierte die Meldung. Ihn interessierte nur, ob das Begleitschiff noch fähig war, in das Gefecht einzugreifen. Das taktische Holo zeigte zumindest, wie zahlreiche Gefechtsköpfe die Abschussrampen des Raumers verließen, an der Athena vorbeizogen und einen Großteil von Verfolgern der Achilles vernichteten.
„Fahrt zurücknehmen!“, befahl Blake und wieder wurde die Athena von Treffern geschüttelt. „Bug auf primär und sekundär Ziel ausrichten.“
Zwei der größeren Schiffe schoben sich ins Sichtfeld vor dem Brückenschott. Lichtspeere flogen auf die Athena zu und stanzten Löcher in ihren Rumpf. Aus den Lecks jagten Fontaine gefrorener Luft ins All hinaus. Eine Staffelsalve durchdrang die geschwächten Schilde und fräste einen langen Schnitt in die Außenhaut, wie ein Schneidbrenner. Alle Geschütze feuerten, aber es schien kaum Wirkung zu haben. Etliche Batterien schalteten wegen Überhitzung ab. Die verbliebenen Schilde saugten weiterhin Energie aus dem überbeanspruchten Reaktor, dessen Kühlsysteme nach und nach den Dienst versagten. Zum ersten Mal seit langer Zeit traten Blake Schweißperlen auf die Stirn. Es gelang ihm nicht, sich daran zu erinnern, wann das zuletzt passiert war. Mit Bangen beobachtete er, wie seinem Flaggschiff Wunde um Wunde zugefügt wurde und wie wenig er dagegen auszurichten vermochte. Es fiel ihm schwer, den Blick vom Geschehen abzuwenden und dem taktischen Holo seine Aufmerksamkeit zu schenken. Als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, sah er das künstliche Abbild der Achilles, die sich ihrer Angreifer endlich hatte entledigen können. Das Schiff beschrieb eine lang gezogene Kurve und war dabei, wieder in den Kampf einzugreifen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich das riesige Schlachtschiff in eine günstige Position schob.
Von der Oleksi trafen Meldungen ein. Das Schiff musste aufgeben werden. Die Mannschaft machte sich bereit die Rettungskapseln zu besteigen. Mehrere Detonationen ließen den Boden unter Blakes Füßen schwanken. Ein Trümmerstück krachte gegen das Schott und verursachte einen Riss in der Scheibe. Das kleine Gittermodell der Athena im taktischen Holo glomm in hellem Rot und zeigte den Ernst der Lage. Kaum ein Bereich des Schiffes, der nicht beschädigt war und noch in selbstzufriedenem Blau schimmerte. Es war lediglich eine Frage der Zeit, wann das Schiff auseinanderbrechen würde. Blake hegte kaum noch Hoffnung und verfluchte sich selbst, so leichtfertig gewesen zu sein und gegen seine eigenen Bedenken gehandelt zu haben. Ein Goliath, wie die Achilles, hatte gerade seine Anfälligkeit offenbart. Blake hielt nichts von Omen, aber was für ein Leichtsinn, das Schiff nach einem Krieger zu benennen, der hauptsächlich wegen seiner Schwachstelle bekannt war.
Zur Buchreihe