Mit GENERATIONSHIP-Weekly Online Novel, möchte ich die Geschichte von Leanna vorstellen. Einem Mädchen, das zu einer Prophetin berufen wird. Ihr Schiksal betrifft das Leben auf dem riesigen Generationen- Raumschiff ARGO, das sich auf dem Weg zu einer neuen Welt befindet. In den zehn Habitaten des Schiffes, in denen verschiedene Landschaften der irdischen simuliert werden, hat sich eine mittelalerliche Gesellschaftsform entwickelt. Drei Völker teilen sich diese Sphären. Menschen, Akkato und Oponi. Das Auftauchen einer Prophetin, begleitet von unerklärlichen Phänomenen am Sternenhimmel, löst unter all diesen Völkern Unruhe aus. Nicht wenige fürchten sich vor den Veränderungen, die vor ihnen liegen. Leanna trägt nun die Hoffnungen und die Ängste aller Bewohner der ARGO auf ihren Schultern. Eine Bestimmung die der jungen Frau das Leben kosten könnte…
With GENERATIONSHIP-Weekly Online Novel, I would like to introduce the story of Leanna. A girl who is called to be a prophetess. Her destiny affects the life on the giant generation spaceship ARGO, which is on its way to a new world. In the ten habitats of the ship, in which different landscapes of the terrestrial world are simulated, a medieval form of society has developed. Three species share these spheres. Humans, Akkato and Oponi. The appearance of a prophetess, accompanied by unexplainable phenomena in the starry sky, causes unrest among all these people. Not a few are afraid of the changes that lie ahead. Leanna now carries the hopes and fears of all the inhabitants of the ARGO on her shoulders. A destiny that could cost the young womans life…
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Die Dienerin, die Leanna mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hatte, um sie zu Rigan zu bringen, ließ es nicht an Spott mangeln, den sie genüsslich über Leanna ausschüttete. Obwohl Ara zu den obersten Bediensteten der Burg gehörte, wusste sie nichts von Leannas Herkunft und bezeichnete sie als faules Stück, dass nicht zu harter Arbeit taugte. Sie war der Meinung, der Douq würde ihr jetzt gehörig den Kopf waschen und das sei längst überfällig.
Leanna war sich im Klaren darüber, dass der Douq anderes zu tun hatte, als sich dazu herabzulassen, einer Dienstmagd, eine Rüge zu erteilen. Und das Stunden vor Morgengrauen. Das sollte Ara eigentlich klar sein, aber sie war ohnehin nicht die Hellste. Darüber hinaus war Leanna immer fleißig und es gab nie etwas zu beanstanden. Manchmal vertiefte sie sich so tief in ihre Tätigkeiten, dass sie vergaß, wer sie eigentlich war. So wie sie den Namen Ria, schon längst vergessen hatte.
Ara blieb an der Türe stehen und schien zu hoffen, etwas von der Abreibung mitzubekommen, die auf Leanna wartete. Doch zu ihrer Enttäuschung schickte sie der Douq weg. Er musste sie zweimal auffordern, bis sie seinen Worten Folge leistete. Rigan legte den Finger an die Lippen und wartete einige Sekunden. Aras Schritte entfernten sich.
„Was kann so wichtig sein?“, fragte Leanna ungeduldig. „Ich habe heute nicht in der Küche gearbeitet. Ich hatte heute meinen freien Tag. Wenn dir etwas auf den Magen geschlagen ist, habe ich daran keine Schuld.“
„Mir schlägt tatsächlich etwas auf den Magen“, antwortete er und deutete auf den Stuhl an seinem Tisch. „Setz dich. Wir müssen reden.“
Leannas Argwohn war geweckt. Sie musterte ihren Bruder nachdenklich und nahm Platz. Er ließ sich in seinen Sessel sinken und starrte geraume Zeit auf die Karten, die seinen Schreibtisch bedeckten. Leanna sah etliche Holzfiguren, die auf den Pergamenten platziert waren, wie Spielsteine. Sie stellten Soldaten dar. Schwertkämpfer, Bogenschützen, Reiter. Ein groteskes Wesen stand dort, wo das Ziku lag. Ein Skar, der Richtung Norden auf Utay blickte. Er war nicht die einzige bizarre Figur auf der Karte. Es gab noch eine groteske Gestalt, die aus Metall geformt war und die einen der Dämonen darstellte, wie Leanna ihn in Erinnerung hatte.
„Ja, das ist der Grund, warum wir jetzt hier zusammen sitzen“, erklärte Leannas Bruder, der Leannas Gedanken mit Leichtigkeit erriet. „Ich rechne mit Schwierigkeiten.“
„Warum sollte es Probleme geben?“, wollte sie wissen. „Nur weil es ein paar Gerüchte gibt? Geschichten über Mannwölfe, Wiedergänger und Ähnliches.“
„Denkst du, ich bin jemand, der auf Gerüchte hört?“ Seine Stimme verriet Verärgerung aber auch ein deutliches Maß an Furcht. „Ich weiss, dass der Frieden vorbei ist. Die Skars sind ein Problem. Das Andere sind Menschen. Ängstliche Menschen, die sich mit den Skars verbündet haben.“
Leanna erschien das widersprüchlich. „Ängstliche Menschen, die sich mit Monstern zusammentun?“
„Wenn sie noch größere Angst antreibt?“, gab Rigan zurück. „Die Angst vor den Göttern, zum Beispiel. Die Angst vor Kronos.“
Das hörte sich nach einer neuen Konfrontation an. Größer als der Kampf gegen die Fanatiker.
„Ich hätte damals gründlicher sein sollen“, bedauerte Rigan. „Aber ich wollte das Volk schonen. Es war ein Fehler. Ich hätte es damals beenden können.“
„Du hast das Richtige getan.“
„Wäre es das Richtige gewesen, säßen wir jetzt nicht hier.“
„Und was soll jetzt passieren? Ich soll durch das Land wandern? Auf der Flucht?“
„Ich kann nicht sagen, ob du dadurch sicherer bist. Aber hier bist du es nicht. Womöglich bedeutet meine Maßnahme nur einen größeren Abstand zu denen, die nach dir suchen, der sich rasch verringern wird. Aber du gewinnst Zeit.“
Leanna war fassungslos. Seine Einschätzung besaß den Beiklang des Untergangs. „Warum nicht einfach abwarten. Vielleicht kommt es nicht so schlimm.“
„Ich habe zu lange gewartet“, versetzte er schroff. „Nachrichten aus Deltay haben mich erreicht. Dort gibt es bereits Kämpfe. Skars und ihre Helfer. Menschen und Akkato kämpfen an der Seite der Ungeheuer. Nur die Oponi scheinen noch vernünftig. Deswegen will ich dich nach Theta schicken. Ihr werdet die Route über Deltay Silon Satay und Otay nehmen. Sie schein mir am sichersten.“
„Mit wem werde ich gehen?“
Mit den Gauklern, die seit ein paar Tagen hier sind.“
Leanna hätte sich Schlimmeres vorstellen können. Die Gruppe gefiel ihr und das Leben der Leute, schien zumindest lustig und abwechslungsreich zu sein.
„Briddle wird auf dich aufpassen.“
Bei dieser Mitteilung zog es ihr fast den Boden unter den Füssen weg. „Was?“
„Du hast schon richtig gehört“, er sah sie nicht an während er das sagte und betrachtete die Karten auf dem Tisch. „Er kann mit dir umgehen und ist nicht zimperlich. Es ist mein Wille. Respektiere das.“
Leanna gefiel der ganze Plan überhaupt nicht. „Wann komme ich wieder zurück?“
„Das kann niemand sagen. Es kommt darauf an, wie sich die Dinge entwickeln. Du wirst dich immer dorthin bewegen, wo du sicher bist. Die Leute, mit denen du gehst, wissen sehr gut bescheid über die Lage in den Arrays. Sie können Problemen aus dem Wege gehen oder sich ihnen stellen, wenn das nötig wird. Und wenn sich die Dinge beruhigen, kommst du wieder heim.“
Leannas Gesicht blieb mürrisch. „Das hört sich alles nicht nach einem kurzen Ausflug an. Und was eine mögliche Rückkehr betrifft…“
„Es ist alles vorbereitet.“ Er nahm ein Papier in die Hand und überflog den Text darauf. „Nimm nicht zu viel mit. Briddle wird dich am Tor erwarten.“
Leanna stand auf und machte einen Knicks. „Wie ihr wünscht, Hoheit.“ Sie drehte sich um und machte sich daran, den Raum zu verlassen.
„Ria?“, sagte Rigan leise und seine Schwerster blieb stehen.
Leanna wendete sich ihrem Bruder zu und während sie ihn mit ihren zornigen Blick zu strafen gedachte, rann ihr eine Träne über die Wange.
„Die Geschichte ändert sich immer schnell“, sagte er. „Wichtige Ereignisse kündigen sich nur kurz zuvor an und lassen uns keine Zeit für lange Abschiede.“
Leanna hätte gerne etwas Kluges darauf erwidert, aber in ihren Gedanken gab es im Moment nichts als Bitterkeit. „Wenn Ihr erlaubt, würde ich nun gehen.“
Briddle erwartete Leanna am Tor. Ein großer Gaul stand neben ihm, der so sehr an seiner Trense kaute, dass der weiße Speichel zu Boden tropfte. Eris Briddle hielt das unruhige Tier am Zügel fest und musterte Leanna, die den Burghof überquerte. Sein Gesicht verriet die mürrischen Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. Er war noch nie ein Meister darin gewesen, seine Emotionen zu verbergen. Auch ihn musste der Befehl ihres Bruders schnell und hart getroffen haben, das war klar zu erkennen. Der Zorn auf Rigan war zumindest eine Gemeinsamkeit, die die Beiden jetzt vereinte. Zumindest milderte die Dunkelheit den Ärger, der auf ihren Gesichtern zu erkennen war.
Briddle nahm eine Fackel aus ihrer Wandhalterung. „Mal sehen wie lange es dauert, bis wir einander an die Gurgel gehen“, brummte er mürrisch und machte sich mit dem Gaul auf den Weg.
„Ich kanns gar nicht erwarten“, gab Leanna zurück.
Briddle ging in weniger zügigen Schritten voran, als Leanna es von ihm gewohnt war. Für gewöhnlich sah es so aus, als würden wichtige Geschäfte, den Mann vorantreiben, wenn er sich durch die Straßen oder Korridore der Burg bewegte. Jetzt schien ihn die Masse seines Körpers davon abzuhalten, Geschwindigkeit aufzunehmen. Es war ihm anzusehen, wie sehr ihm seine Aufgabe missfiel.
„Hast du irgendeine Ahnung“, fragte Leanna, „Wo wir hingehen werden?“
„Wen kümmert das?“, gab er zurück. „Jeder Weg weg von hier ist kein guter Weg.“
„Hat Rigan dir etwas über unserer Reisegefährten gesagt?“
„Nicht viel.“
„Und was war das Wenige?“
„Sie wissen anscheinend, was sie tun, sagte er. Und damit haben sie den meisten Menschen was voraus. Das beruhigt mich etwas.“
„Und wo treffen wir sie?“
Er antwortete nicht und bog schweigend in eine schmale Gasse ab, der er bis zu ihrem Ende folgte. Vor einem der Häuser stand ein schlichter Wagen, in dessen Deichsel er das Pferd einspannte. Der Wagen bot Platz für zwei oder drei Leute, wie Leanna schätzte. In jedem Fall war er nicht groß genug, um genug Abstand zu Briddle zu haben, der ihn mit seiner schieren Körperfülle ausfüllen und Leanna erdrücken würde.
„Das kann doch nicht sein Ernst sein?“, entrüstete sich Leanna.
„Von wem sprichst du?“, wollte Briddle wissen.
„Von wem wohl?“ Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. „Meinem Bruder.“
„Ach der?“ Briddle befestigte ein paar Gurte am Leib des Pferdes. „Ich mach mir keine Gedanken mehr darüber. Er wird seine Gründe dafür haben, dich nicht mehr um sich haben zu wollen. Dass er uns aber zusammen auf den Weg schickt, wundert mich. Er weiss doch, dass wir nicht gerade die besten Freunde sind.“ Er klopfte dem Gaul auf den Hintern. „Aber egal. Das zählt jetzt nicht mehr.“
Das klang fast wie ein Abschied für immer und bestätigte nur das Gefühl, das sie selber hatte. Briddle war gewiss ein guter Beschützer. Aber nach Rigans Worten traf das auch auf die Anderen zu, mit denen sie sich auf die Reise machen sollten. Warum also war Eris Briddle dabei?
Nachdem Briddle die Türe am Heck des Wagens geöffnet und Leanna es abgelehnt hatte sich ins Innere zu begeben, setzten sie sich zusammen auf den Kutschbock. Sie wollte zumindest wissen, wohin die Reise ging und nicht überrascht werden, wenn sich die Türe wieder öffnete. Briddle ließ sie Zügel schnalzen und das Pferd setzte sich in Bewegung. Die Dämmerung zog allmählich herauf und der Kiesweg begann als helle Linie zwischen den dunklen Feldern und Wiesen hervorzutreten. Niemand würde Verdacht schöpfen, wenn ein bunter Wagen um diese Zeit Utay verließ. Sie waren nicht die Einzigen, die bereits auf den Beinen waren. In einiger Entfernung zog ein kleiner Tross über die Hügel in Richtung Süden. Händler, die ebenfalls schon früh aufgebrochen waren, um woanders ihre Geschäfte zu machen.
„Du weißt, wo wir die Anderen treffen sollen?“, wollte Leanna wissen.
„Ja.“
„Ist es noch weit?“
„Nein.“
„Aber du kennst die Leute.“
„Ney“
„Irgendeine Vermutung?“
„Ney.“
Na dass ist der richtige Reisegefährte, dachte Leanna grimmig. In ein paar Tagen werden wir uns gegenseitig umgebracht haben, wie Briddle es bereits vorausgesagt hatte. Oder er tötet lediglich mich. Gegen diesen Fleischberg habe ich ja keine Chance.
„Da sind Wägen.“ Leanna deutete mit ausgestrecktem Arm an eine Stelle, wo der Weg um einen Hügel bog.
„Ja. Das sehe ich“, antwortete Briddle knapp. „Sind unserer Kumpels.“
Die Wägen waren nicht beleuchtet. Um keinen Verdacht zu erregen, vermutete Leanna. Ob sie nun wollte oder nicht, irgendwie gefiel ihr das Geheimnisvolle, Verschwörerische an dieser ganzen Sache. Zumindest jetzt noch besaß die Unternehmung etwas Romatisches, dem sie etwas abgewinnen konnte. Aber das mochte sich schnell ändern. Letztendlich waren Rigans Unternehmungen keine Kinderspiele. Alles hatte einen tiefen, zumeist dunklen Sinn. Rigan sah überall Feinde, oder besser gesagt, er musste sie sehen, damit er nicht wie ein Dummkopf dastand, wenn sie sich zeigten. In einer jener romatischen Geschichten, in denen ein Ritter auf geheimer Mission unterwegs war, würde der Autor ihr einen jungen Recken zur Seite gestellt haben. Athletisch, schön und wortgewandt. Ein Eris Briddle taugte allenfalls zu einem lustigen Weggefährten, der etwas Spaß in die Handlung brachte und nicht weiter wichtig war.
Sie näherten sich der Stelle, an der sie erwartet wurden. Leanna vermochte inzwischen Details zu erkennen. Es handelte sich um drei große Wägen, auf denen Buchstaben prangten. Auf dem größten konnte sie einen Schriftzug lesen, der ihr nicht ganz unbekannt war. “Messertanz“. Sie zuckte zusammen und legte unwillkürlich die Finger vor die Lippen.
„Was ist?“, fragte Briddle. „Gespenst gesehen?“
So in etwa, hätte Leanna beinahe geantwortet. „Das sind die Gaukler vom Fest.“
„Du musst schon etwas präziser sein. Ich kann sie nicht auseinanderhalten. Da war eine ganze Menge von dem Gesindel unterwegs.“
„Gesindel, mit dem wir jetzt unterwegs sind.“
„Warum denkst du denn, bin ich so mürrisch?“
„Woher sollte ich das wissen? Du bist immer mürrisch.“
Briddle gab ein kurzes Brummen von sich, das Leanna als Eingeständnis deutete.
Eine Türe am hinteren Wagen öffnete sich und zwei Männer traten heraus. Leanna hatte sie drei Tage zuvor zwar nur kurz zu Gesicht bekommen, aber sie erkannte Jermal Barona und seinen Sohn, Maro, der ein gutes Stück größer und breiter war, als sein Vater. Aus irgendeinem Grund hoffte Leanna, dass keine der Frauen auftauchte. Weder die blonden Zwillinge, noch das Schlangenmädchen mit dem Oponi Namen, oder Jemals Frau, deren Augen wie blaues Eis leuchteten.
Briddle brachte den Gaul zum Stehen. „Guten Morgen“, knurrte er.
Jermal Barona kam näher und streichelte dem Pferd über den Kopf. „Wir fahren sofort weiter“, sagte er. „Wir gehen nach Westen. Unser Ziel ist Ota.“
Leanna wollte den Grund dafür erfahren. „Was sollen wir dort?“
Jermal kam etwas näher und musterte Leanna eine Weile. Sie rechnete damit, dass er gleich wieder irgendetwas zwischen seinen Fingern hervorzauberte, um sie zu verblüffen. Aber offenbar war er dazu gerade nicht aufgelegt.
„Dort sind die Oponi“, erklärte er. „Sie halten sich weitgehend aus dem Irrsinn heraus, der uns Menschen bisweilen befällt. Ein guter und sicherer Ort, wenn wir ihn erreichen.“
„Sie waren dort schon?“
„Ja. Mehr als einmal.“
„Ich dachte immer, eine Reise durch die Habitate ist gefährlich?“
„Das ist sie auch.“ Jermal Barona machte einen weiteren Schritt auf Leanna zu. „Aber ich weiss, wie man Wege findet.“
Sie gab sich damit zufrieden und beschloss die Klappe zu halten. Sie würde sich wohl oder übel überraschen lassen müssen. Im Moment war sie müde aber sie wollte sich nicht in den Wagen zurückziehen, um zu schlafen. Sie musste wissen, was die nächsten Stunden geschah. Schließlich würde sie, wenn die Sonne über dem Horizont stand, w
eiter nach Westen gekommen sein, als jemals zuvor. Aber das traf eigentlich auch auf die anderen Himmelsrichtungen zu. Noch nie hatte sie sich mehr als eine Stunde Fußmarsch von Utay oder der Festung entfernt.
Im Westen lag Kima. Eine große Stadt, an der Küste des südlichen, umlaufenden Meeres, das alle Array miteinander verband. Es gab auch ein umlaufendes Meer im Norden und ähnliche Städte, doch die waren zu weit weg. Außerdem hielt ihr Bruder den Norden von Bessay auch für zu gefährlich, um sich mit einer Reise dorthin zu beschäftigen. Daher konzentrierte sich Leanna auf die Orte in der Nähe, die zudem auch schöner sein sollten, als alles, womit die nördlichen Städte aufwarten konnten. Kima besaß große Tempel und Kirchen, in denen man Prio huldigte, der die Menschen an einen besseren Ort führen sollte. Aber es gab auch Kronos Anhänger, die meinten sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Leanna und Rigans Vater und dessen Vater hatten viele Probleme mit ihnen. Und auch wenn es ihnen im Laufe der Zeit gelang, den Einfluss dieser Sektierer zurückzudrängen, wurde er sie doch nie ganz los. Die Kämpfe in Kima dauerten ein ganzes Jahrhundert an, aber trotzdem gelang es der Stadt, ihren Reichtum zu erhalten und konnte sich eine Flotte leisten, die alle Meere der Welt befuhr.
Bis nach Kima waren es gut zweihundert und fünfzig Kilometer, so wie der Pfeil flog. Der Weg jedoch würde gewiss ein gutes Stück länger sein. Leanna fragte sich, on sie an der Küste entlang nach Kima gehen wollten oder geradewegs nach Westen, wo es lediglich einige wenige Dörfer gab. Die Südküste Bessays besaß etliche Sehenswürdigkeiten, die sich Leanna gerne angeschaut hätte. Die großen Mauern von Akkama, die von den Akkatos erbaut worden waren, als sie vor tausend Jahren Krieg mit Bessay und einigen anderen Array führten. Sie war aus gegossenen Quadersteinen von gewaltigen Ausmaßen errichtet worden.
Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, als sie die erste Rast einlegten. Sie lenkten die Wagen auf eine Wiese und bildeten mit den Fuhrwerken einen Kreis. Die Frauen und Jamals Sohn begannen Holz für ein Feuer aufzustapeln. Sie trugen ein paar Scheite aus den Wägen zu einem Haufen zusammen und ergänzten es mit Ästen und Zweigen, die sie in einem kleinen Wäldchen sammelten. Die Größe des Feuers, dass Maro anschließend entfachte, verriet, dass die Reise wohl erst am nächsten Morgen fortgesetzt würde. Jermal und Eris Briddle entfernten sich ein gutes Stück und unterhielten sich auf einem Hügel. Es war ein langes Gespräch und erst als das Essen fertig war, dass auf der Glut gegart oder gebraten wurde, kamen sie zurück. Briddle sah nachdenklich aus. Sehr nachdenklich. Die steile Falte auf seiner Stirn verkündete die ernsten Gedanken, die in seinem Kopf herumspukten. Umso beunruhigender wirkte Jermals Lachen, das ihm wie ein umgekehrter, weisser Halbmond im Gesicht prangte. Mit seinem strahlenden Lächeln sah er wie ein Abenteurer aus. Wie ein bewundernswerter, verwegener Schurke, der keine Angst vor Gefahren hatte.
„Wir werden morgen Früh weiterfahren“, erklärte Jermal, als er sich ans Feuer setzte. Seine Frau lud Fleisch, geröstete Kartoffeln und Gemüse auf einen hölzernen Teller, den sie ihm anschließend reichte.
Eris Briddle wendete sich an Leanna. „Hol das Gepökelte und das Dörrgemüse aus dem Wagen.“
Leanna fragte sich, ob es zur Tarnung gehörte, dass Briddle ihr gegenüber einen derart forschen Befehlston an den Tag legte. Sie zögerte in einem Moment der Trotzigkeit.
„Wir wissen, wer du bist“, sagte Jermal Barona. „Aber es würde auffallen, wenn der Vater die Tochter bedient. Und wir wollen nicht auffallen.“
Leanna war außer sich. „Mein Vater?“
„Ja. Eris und Leanna Briddle.“ Jermal spießte ein Stück Fleisch auf sein Messer und biss davon ab. „Soviel ich weiß“, meinte er, indem er zu kauen begann, „hattest du bisher keinen zweiten Namen. Du warst nur Leanna, das Dienstmädchen. Die kleine Freche ohne Eltern. Jetzt hast du einen Vater und einen Namen dazugewonnen. Ich würde sagen, das ist ein guter Beginn für unsere Reise. Nicht jeder ist ein Gewinner.“
„Also“, brummte Briddle. „Wie lange dauert es noch, bis du mir mein Essen bringst, Töchterchen?“
Leanna machte sich widerwillig auf den Weg, holte das Geforderte aus dem Wagen, samt Tellern und Besteck und kehrte ans Feuer zurück.
„Und Bier gibts heute nicht?“, bemerkte Briddle.
Leanna brachte einen Becher und eines der kleinen Bierfässer und setzte sich wieder ins Gras um zu Essen. Gewiss stieg gerade die Zornesröte in ihr Gesicht, also konnte sie es sich sparen, ihren Unmut durch Worte zu zeigen.
Jermal deutete mit der Spitze seines Messers auf das Mädchen. „Es wäre gut, wenn du es dir angewöhnst deinen Arbeiten mit mehr Unterwürfigkeit und Respekt nachzukommen.“
Noch ehe sie eine freche Antwort geben konnte, brachte sich Jermals Frau in das einseitige Gespräch ein. „Ich sagte ja immer, dass Rigan die Kleine zu sehr verwöhnt. Trotz allem. Würde mich nicht gewundert haben, wenn man Verdacht geschöpft hätte.“
Was wusste die schon, überlegte Leanna. Ihr Leben am Hof bestand nur aus Schuften. „Ich würde nur gerne wissen, was ihr für Leute seid?“ Sie musterte ihre Reisegefährten lange und eindringlich. „Ihr seid zwar Gaukler, aber das ist doch nicht alles, oder?“
Jermal nickte. „Ja, das ist richtig.“ Er schob das heiße Gemüse auf die breite Klinge und schlürfte es hinein. „Ich war schon für euren Vater unterwegs und habe Informationen und Neuigkeiten gesammelt. Das ist meine Aufgabe. Unsere Aufgabe.“ Dabei deutete er mit dem Messer in die Runde. „Wir wandern durch die Arrays und halten Augen und Ohren offen.“
Irgendwie, wurde Leanna das Gefühl nicht los, dass die Aufgaben der Truppe noch weitere Aspekte einschlossen, über die sich Jermal Barona noch ausschwieg. Leanna hatte nicht vor ihn jetzt darüber auszufragen, obwohl es sie brennend interessierte. Sie hatte das Empfinden, dass er ihre Fragen zu diesem frühen Zeitpunkt nicht beantworten würde. Jedenfalls nicht, ohne gewisse Details zu verschweigen.
„Mein Bruder hat Angst, dass es wieder zu Kriegen kommt“, sagte Leanna unvermittelt. „Was denken Sie? Werden wir wieder Kriege erleben?“
„In den Arrays herrscht immer irgendwo Krieg“, erklärte Maro. „Ich wüsste keinen Ort, den ich als friedlich bezeichnen würde und an dem nicht gekämpft wird.“
„Wegen dieser Prophezeiungen.“
„Aus den verschiedensten Gründen.“
Jermal legte den Kopf schief. „Was weißt du über die Prophezeiung, Kleine?“
Sie blickte hinauf zum Himmel, an dessen Zenit der der verfluchte Stern schimmerte und der manche Nächte zu Tagen machte. „Ich habe keine Ahnung, warum der Stern aufgetaucht ist. Und was das alles soll.“
„Das haben die Fanatiker auch nicht.“ Wieder spießte er ein Stück Fleisch auf und biss genüsslich davon ab. „Jeder hat andere Vorstellungen darüber, was der Stern bedeutet und welche Verbindung du zu ihm hast. Oder warum man dich für eine Prophetin hält.“
„Was haben Sie für Vorstellungen?“
Er sah Leanna überrascht an. „Keine. Und genau das macht mich so vernünftig.“
„Ja“, stimmte Maro zu. „Für uns bist du nichts Besonderes, außer dass du die Tochter des Oran San Dooray bist. Und das ist alles, das zählt.“
„Niemand sollte als Gottheit leben müssen“, sagte Jermals Frau. „Das kann einen nur überfordern. Und jeder denkt, er wüsste genau, wie sein Gott sein muss oder welche Absichten er verfolgt. Jeder Gläubige kann nur enttäuscht sein, wenn er seinem Idol begegnet. Und dann…“
Leanna hätte gerne Nuris Schlussfolgerung erfahren. „Und dann?“
„Dann zerstören sie ihr Idol“, antwortete sie. „Beginnen es zu hassen. Töten ihren Gott.“
„Und davor versuchen wir dich zu bewahren“, ergänzte Jermal. „Wenn sie dich für das Sprachrohr der Götter, oder für eine leibhaftige Göttin halten würden, am Ende ginge es immer schlecht für dich aus. Ganz egal wa
s du tun oder sagen würdest. Es gäbe immer eine genügend große Anzahl Unzufriedener, die dann Dummheiten machen.“
Leanna sah erneut zum Himmel hinauf. „Ich hätte dennoch gerne eine Antwort, was es mit dem Auge auf sich hat.“
Jermal rührte mit dem Messer in der Luft herum. „Hüte dich vor denen, die keine Fragen mehr haben und dafür Antworten auf Alles.“
„Aber irgendeine Erklärung muss es doch für seine Existenz geben, oder ist das nur eine Laune der Natur?“
Eines der blonden Mädchen meldete sich zu Wort. „Du kannst Fragen stellen. Genügt es dir nicht einfach, dass er da ist?“
„Nein.“ Leanna schüttelte den Kopf. „Zuviel ist wegen ihm passiert.“
Nuri seufzte. „Hast du nicht zugehört? Das sind alles nur Interpretationen. Denkende Wesen suchen nach Omen und Zeichen.“
„Ihr nicht?“
„Nicht im Sinne dieser Spinner. Wir sind sehr viel weniger darauf aus, ein ominöses, spirituelles Ziel zu erreichen.“
Jermal nickte. „Und das ist, unserer Erfahrung nach, weitaus ungefährlicher, als einen Glauben zu entwickeln.“
Leanna konnte das nachvollziehen. Alic Ginster, der alte Haushofmeister hatte einen Vergleich dazu gehabt. Er meinte, dass Träumer, die in den Wolken nach Luftschlössern suchen, nicht darauf achten, was ihre Füße alles niedertrampeln.
Maro stocherte mit einer metallenen Gabel in seinem Teller herum. „Wir werden vielen Menschen begegnen, die insgeheim noch mit den Rianern zu tun haben“, sagte er, ohne Leanna anzusehen. „Leute die Augen und Ohren offenhalten und sie mit Informationen versorgen. Wir müssen also vorsichtig sein, mit wem wir sprechen.“
Briddle beteiligte sich nicht an dem Gespräch und war anscheinend nur darauf konzentriert, das Bier aus seinem hölzernen Becher in seinen Magen zu befördern. Womöglich waren ihm die Gedanken der Gaukler zu hoch. Oder er machte sich Sorgen. Auch Leanna sollte eher beunruhigt sein. Doch aus irgendeinem Grunde verspürte sie keine Angst. Nur eine gewisse Spannung darüber, was die nächsten Tage bringen mochten, verursachte ihr ein Kribbeln in der Magengrube. Die Erwachsenen machten sich zu viele Gedanken. Allem voran ihr Bruder. Wenn sie an die Unbeschwertheit der vergangenen Tage dachte, oder die friedliche Stimmung in sich aufsaugte, die sie gerade umgab, kam ihr das alles albern vor. Schließlich lagen die Unruhen schon eine Weile zurück, an deren Ende es Rigan gelungen war, allen Verrückten eine gehörige Lektion zu erteilen. Außerdem schienen die Scars und Majar eine weitaus realere Bedrohung darzustellen. Aber es war egal, welchen Herausforderungen sie in den kommenden Tagen begegnen mochten. Die Abenteuergeschichten, die Leanna so gerne las, gingen immer gut aus für die Helden. Und jetzt waren sie die Helden in einem wirklichen Abenteuer. Wenn sie sich ihre Gefährten ansah, beschlichen sie keinerlei Zweifel, dass sie nichts zu befürchten hatten.
The servant who had gotten Leanna out of bed in the middle of the night to take her to Rigan did not lack for mockery, which she poured out on Leanna with relish. Although Ara was one of the castle’s top servants, she knew nothing of Leanna’s origins and called her a lazy piece not fit for hard work. She felt that the Douq would now give her a good going over and that it was long overdue.
Leanna was aware that the Douq had other things to do than to deign to reprimand a maid. And that hours before dawn. That should be clear to Ara, but she wasn’t the brightest anyway. Moreover, Leanna was always diligent and there was never anything to complain about. Sometimes she became so engrossed in her activities that she forgot who she actually was. Just as she had long forgotten the name Ria.
Ara stopped at the door and seemed to hope to catch some of the thrashing that was waiting for Leanna. But to her disappointment, the Douq sent her away. He had to prompt her twice before she heeded his words. Rigan put his finger to his lips and waited a few seconds. Aria’s footsteps moved away.
„What can be so important?“ asked Leanna impatiently. „I didn’t work in the kitchen today. I had my day off today. If something hit you in the stomach, it’s not my fault.“
„I’m actually feeling a little sick to my stomach,“ he replied, gesturing to the chair at his table. „Sit down. We need to talk.“
Leanna’s suspicions were aroused. She eyed her brother thoughtfully and took a seat. He sank into his chair and stared for some time at the maps that covered his desk. Leanna saw quite a few wooden figures placed on the parchments, like tokens. They represented soldiers. Swordsmen, archers, horsemen. A grotesque creature stood where the ziku lay. A skar, facing north toward Utay. He was not the only bizarre figure on the map. There was another grotesque figure, formed of metal, representing one of the demons as Leanna remembered him.
„Yes, that’s why we’re sitting here together now,“ Leanna’s brother explained, guessing Leanna’s thoughts with ease. „I’m expecting trouble.“
„Why would there be any problems?“ she wanted to know. „Just because there are some rumors? Stories about man-wolves, revenants and the like.“
„Do you think I’m someone who listens to rumors?“ His voice betrayed annoyance but also a clear measure of fear. „I know the peace is over. The skars are one problem. The other is people. Fearful people who have allied themselves with the Skars.“
To Leanna, this seemed contradictory. „Fearful people teaming up with monsters?“
„When even greater fear drives them?“ returned Rigan. „The fear of the gods, for example. The fear of Kronos.“
That sounded like a new confrontation. Bigger than the fight against the fanatics.
„I should have been more thorough then,“ Rigan regretted. „But I wanted to go easy on the people. It was a mistake. I could have ended it then.“
„You did the right thing.“
„If it had been the right thing to do, we wouldn’t be sitting here now.“
„And what should happen now? I’m supposed to wander the country? On the run?“
„I can’t tell if you’re safer because of it. But you are not here. It’s possible that my action will only mean a greater distance from those looking for you, which will quickly diminish. But you’ll gain time.“
Leanna was stunned. His assessment possessed the overtones of doom. „Why not just wait it out. Maybe it won’t be so bad.“
„I’ve waited too long,“ he replied brusquely. „News has reached me from Deltay. There is already fighting there. Skars and their helpers. Humans and Akkato are fighting alongside the monsters. Only the Oponi still seem sane. That’s why I want to send you to Theta. You will take the route via Deltay Silon Satay and Otay. It seems to me the safest.“
„Who will I go with?“
With the jugglers who have been here for a few days.“
Leanna could have imagined worse. She liked the group and the life of the people seemed to be at least funny and varied.
„Briddle will take care of you.“
At this announcement, the ground nearly pulled out from under her feet. „What?“
„You heard right,“ he didn’t look at her as he said it and looked at the cards on the table. „He can handle you and he’s not squeamish. It’s my will. Respect that.“
Leanna didn’t like the whole plan at all. „When am I coming back?“
„No one can say. It depends on how things develop. You’re always going to move to where you’re safe. The people you go with are very knowledgeable about the situation in the arrays. You can avoid problems or face them if that becomes necessary. And when things settle down, you come back home.“
Leanna’s face remained sullen. „None of this sounds like a short trip. And as for a possible return…“
„It’s all set.“ He picked up a paper and skimmed the text on it. „Don’t take too much with you. Briddle will be waiting for you at the gate.“
Leanna stood up and curtsied. „As you wish, your highness.“ She turned and made to leave the room.
„Ria?“ said Rigan softly, and his heaviest stopped.
Leanna turned to her brother and while she was about to chastise him with her angry look, a tear ran down her cheek.
„History always changes quickly,“ he said. „Major events announce themselves only moments before, leaving us no time for long goodbyes.“
Leanna would have liked to say something clever in reply, but there was nothing but bitterness in her thoughts at the moment. „Now, if you will allow me, I would like to leave.“
Briddle was waiting for Leanna at the gate. A large horse stood beside him, chewing so hard on its bridle that white saliva dripped to the ground. Eris Briddle held the restless animal by the reins and eyed Leanna as she crossed the castle courtyard. His face betrayed the sullen thoughts running through his mind. He had never been a master at hiding his emotions. He, too, must have been hit hard and fast by her brother’s order, that was clear to see. Anger at Rigan was at least one commonality that united the two now. At least the darkness softened the anger that was visible on their faces.
Briddle took a torch from its wall mount. „Let’s see how long it takes before we’re at each other’s throats,“ he grumbled grumpily and set off with the horse.
„I can’t wait,“ Leanna returned.
Briddle walked with less brisk steps than Leanna was used to from him. Usually, important business seemed to propel the man as he moved through the streets or corridors of the castle. Now the mass of his body seemed to keep him from picking up speed. It was obvious how much he disliked his task.
„Do you have any idea,“ Leanna asked, „where we’re going?“
„Who cares?“ he returned. „Any way to get away from here is not a good way.“
„Did Rigan tell you anything about our traveling companion?“
„Not much.“
„And what was the little?“
„They seem to know what they’re doing, he said. And that puts them ahead of most people. That reassures me a little bit.“
„And where do we meet them?“
He did not answer and silently turned into a narrow alley, which he followed to its end. In front of one of the houses stood a plain wagon, in whose drawbar he harnessed the horse. The wagon had room for two or three people, Leanna estimated. In any case, it was not large enough to have enough distance from Briddle, who would fill it with his sheer bulk and crush Leanna.
„He can’t be serious, can he?“ indignant Leanna said.
„Who are you talking about?“ wanted Briddle to know.
„Who do you think?“ She put her fists on her hips. „My brother.“
„Oh him?“ Briddle fastened a couple of straps to the horse’s body. „I don’t worry about it anymore. He’ll have his reasons for not wanting you around anymore. But the fact that he’s sending us on our way together makes me wonder. He knows we’re not exactly the best of friends.“ He patted the horse on the butt. „But never mind. That doesn’t count now.“
It almost sounded like goodbye forever and only confirmed the feeling she had herself. Briddle was certainly a good protector. But according to Rigan, that was also true of the others with whom they were to set out on the journey. So why was Eris Briddle with them?
After Briddle opened the door at the rear of the carriage and Leanna refused to go inside, they sat down together on the carriage seat. She at least wanted to know where the journey was going and not be surprised when the door opened again. Briddle let her click the reins and the horse started moving. Dusk was gradually drawing in and the gravel road began to emerge as a bright line between the dark fields and meadows. No one would suspect a colorful wagon leaving Utay at this hour. They were not the only ones already on their feet. Some distance away, a small procession headed south over the hills. Traders who had also left early to do their business elsewhere.
„You know where we’re supposed to meet the others?“ wanted Leanna to know.
„Yes.“
„Is it much further?“
„No.“
„But you know people.“
„Ney“
„Any guesses?“
„Ney.“
Well, that’s the right traveling companion, Leanna thought grimly. In a few days we will have killed each other, as Briddle had already predicted. Or he’ll just kill me. I don’t stand a chance against that mountain of flesh.
„There are wagons.“ Leanna pointed with an outstretched arm to a place where the path curved around a hill.
„Yes. I can see that,“ Briddle replied curtly. „Are our buddies.“
The carriages were not illuminated. So as not to arouse suspicion, Leanna suspected. Whether she wanted to or not, somehow she liked the mysterious, conspiratorial aspect of the whole thing. At least now the enterprise possessed something romantic, to which she could gain something. But that might change quickly. In the end, Rigan’s ventures were not child’s play. Everything had a deep, mostly dark meaning. Rigan saw enemies everywhere, or rather, he needed to see them so he wouldn’t look like a fool when they showed themselves. In one of those romantic stories where a knight was on a secret mission, the author would have placed a young warrior at her side. Athletic, handsome and articulate. At best, an Eris Briddle was good for a funny companion who brought some fun into the plot and was of no further importance.
They approached the place where they were expected. Leanna was now able to make out details. There were three large carts with letters emblazoned on them. On the largest one she could read a lettering that was not entirely unfamiliar to her. „Knife Dance.“ She winced and involuntarily put her fingers to her lips.
„What is it?“ asked Briddle. „Seen a ghost?“
Something like that, Leanna almost answered. „They’re the jugglers from the festival.“
„You’re going to have to be a little more specific. I can’t tell them apart. There was a whole lot of the riffraff out there.“
„Riffraff we’re traveling with now.“
„Why do you think I’m so grumpy?“
„How was I supposed to know? You’re always grumpy.“
Briddle gave a short growl, which Leanna interpreted as an admission.
A door on the rear carriage opened and two men stepped out. Leanna had only caught a glimpse of them three days earlier, but she recognized Jermal Barona and his son, Maro, who was a good deal taller and broader than his father. For some reason, Leanna hoped none of the women showed up. Neither the blond twins, nor the snake girl with the Oponi name, nor Jermal’s wife, whose eyes shone like blue ice.
Briddle brought the nag to a halt. „Good morning,“ he growled.
Jermal Barona came closer and stroked the horse’s head. „We’ll go on right away,“ he said. „We are going west. Our destination is Ota.“
Leanna wanted to know the reason. „What are we supposed to do there?“
Jermal came a little closer and eyed Leanna for a while. She expected him to conjure up something between his fingers to amaze her. But apparently he was not in the mood for that right now.
„That’s where the Oponi are,“ he explained. „They largely stay out of the madness that sometimes afflicts us humans. A good and safe place when we reach it.“
„You’ve been there?“
„Yes. More than once.“
„I always thought traveling through habitats was dangerous?“
„So is she.“ Jermal Barona took another step toward Leanna. „But I know how to find ways.“
She was content with that and decided to keep her mouth shut. She would have to let herself be surprised, willy-nilly. At the moment she was tired but she didn’t want to retreat into the car to sleep. She needed to know what was happening for the next few hours. After all, by the time the sun was over the horizon, she would have come farther west than ever before. But that was actually true of the other points of the compass as well. She had never been more than an hour’s walk from Utay or the fortress.
To the west lay Kima. A large city, on the coast of the southern circulating sea that connected all the arrays. There was also an encircling sea to the north and similar cities, but they were too far away. Besides, her brother also considered the north of Bessay too dangerous to bother with a trip there. Therefore, Leanna focused on the places nearby, which were also supposed to be more beautiful than anything the northern cities could come up with. Kima had large temples and churches where people paid homage to Prio, who was supposed to lead people to a better place. But there were a
lso followers of Kronos who thought they were rebelling against the authorities. Leanna and Rigan’s father and his father had many problems with them. And even if in the course of time they managed to push back the influence of these sectarians, he never got rid of them completely. The battles in Kima lasted for a whole century, but despite this, the city managed to maintain its wealth and could afford a fleet that sailed all the seas of the world.
It was a good two hundred and fifty kilometers to Kima, the way the arrow flew. The way, however, would certainly be a good bit longer. Leanna wondered if they were going to go along the coast to Kima or straight west, where there were only a few villages. The south coast of Bessay had several sights that Leanna would have liked to see. The great walls of Akkama, which had been built by the Akkatos when they waged war with Bessay and some other array a thousand years ago. It had been built of cast ashlars of immense proportions.
The midday sun was high in the sky when they took their first rest. They directed the wagons to a meadow and formed a circle with the carts. The women and Jamal’s son began to pile up wood for a fire. They carried a few logs from the wagons into a pile and supplemented it with branches and twigs they gathered in a small grove. The size of the fire that Maro lit afterwards revealed that the journey would probably not continue until the next morning. Jermal and Eris Briddle moved a good distance away and talked on a hill. It was a long conversation and only when the food was ready, cooked or roasted on the embers, did they return. Briddle looked thoughtful. Very thoughtful. The steep crease on his forehead announced the serious thoughts that were haunting his mind. Jermal’s laugh, emblazoned on his face like an inverted white crescent moon, seemed all the more disconcerting. With his radiant smile, he looked like an adventurer. Like an admirable, daring rogue who was not afraid of danger.
„We will go on in the morning,“ Jermal explained as he sat down by the fire. His wife loaded meat, roasted potatoes and vegetables onto a wooden plate, which she then handed to him.
Eris Briddle turned to Leanna. „Get the pickled and dried vegetables out of the cart.“
Leanna wondered if it was part of the cover that Briddle was using such a brash commanding tone toward her. She hesitated in a moment of defiance.
„We know who you are,“ Jermal Barona said. „But it would stand out if the father served the daughter. And we don’t want to attract attention.“
Leanna was beside herself. „My father?“
„Yes. Eris and Leanna Briddle.“ Jermal speared a piece of meat on his knife and took a bite. „As far as I know,“ he said, beginning to chew, „you didn’t have a middle name until now. You were just Leanna, the maid. The little naughty one with no parents. Now you’ve gained a father and a name. I’d say that’s a good start to our journey. Not everyone is a winner.“
„So,“ Briddle grumbled. „How much longer before you bring me my food, daughter?“
Leanna reluctantly set off, retrieved what was requested from the cart, along with plates and cutlery, and returned to the fire.
„And there’s no beer today?“ remarked Briddle.
Leanna brought a mug and one of the small beer kegs and sat back down on the grass to eat. Certainly the blush of anger was just rising in her face, so she could save showing her displeasure through words.
Jermal pointed the tip of his knife at the girl. „It would be good if you get into the habit of doing your work with more submissiveness and respect.“
Before she could even give a cheeky answer, Jermal’s wife interjected into the one-sided conversation. „I’ve always said that Rigan spoils the little girl too much. In spite of everything. Wouldn’t have surprised if suspicion had been aroused.“
What did she know, Leanna thought. Her life at court consisted only of drudgery. „I would just like to know what kind of people you are?“ She looked at her traveling companions long and hard. „You may be jugglers, but that’s not all, is it?“
Jermal nodded. „Yes, that’s right.“ He slid the hot vegetable onto the wide blade and slurped it in. „I’ve already been out for your father, gathering information and news. That’s my job. Our job.“ With that, he pointed the knife around. „We wander the arrays, keeping our eyes and ears open.“
Somehow, Leanna could not get rid of the feeling that the tasks of the troop included other aspects about which Jermal Barona was still silent. Leanna did not intend to ask him about it now, although she was very interested. She had the feeling that he would not answer her questions at this early stage. At least not without concealing certain details.
„My brother is afraid that there will be wars again,“ Leanna said abruptly. „What do you think? Are we going to have wars again?“
„There’s always a war going on somewhere in the arrays,“ Maro explained. „I can’t think of any place I would call peaceful that isn’t fighting.“
„Because of these prophecies.“
„For a variety of reasons.“
Jermal tilted his head. „What do you know about the prophecy, little one?“
She looked up at the sky, at the zenith of which the cursed star shimmered, turning many a night into day. „I have no idea why the star appeared. And what it’s all about.“
„Neither have the fanatics.“ Again he speared a piece of meat and bit off with relish. „Everyone has different ideas about what the star means and your connection to it. Or why people think you’re a prophetess.“
„What are your ideas?“
He looked at Leanna in surprise. „None. And that’s what makes me so sensible.“
„Yes,“ Maro agreed. „To us, you are nothing special, except that you are the daughter of Oran San Dooray. And that’s all that matters.“
„No one should have to live as a deity,“ Jermal’s wife said. „That can only overwhelm you. And everyone thinks they know exactly what their god must be like or what his intentions are. Any believer can only be disappointed when they meet their idol. And then…“
Leanna would have liked to know Nuri’s conclusion. „And then?“
„Then they destroy their idol,“ she replied. „Start hating it. Kill their god.“
„And that’s what we’re trying to protect you from,“ Jermal added. „If they thought you were the mouthpiece of the gods, or a goddess in the flesh, it would always end badly for you in the end. No matter what you would do or say. There would always be a large enough number of malcontents who would then do stupid things.“
Leanna looked up at the sky again, „I would still like an answer as to what the eye is all about.“
Jermal stirred the knife in the air. „Beware of those who have no more questions and instead have answers for everything.“
„But there must be some explanation for its existence, or is it just a freak of nature?“
One of the blonde girls spoke up. „You can ask questions. Isn’t it just enough for you that he’s there?“
„No.“ Leanna shook her head. „Too much has happened because of him.“
Nuri sighed. „Haven’t you been listening? These are all just interpretations. Thinking beings look for omens and signs.“
„You don’t?“
„Not in the sense of these crackpots. We’re much less intent on achieving some ominous spiritual goal.“
Jermal nodded. „And that, in our experience, is far less dangerous than developing a faith.“
Leanna could relate to that. Alic Ginster, the old steward, had had a comparison. He said that dreamers who search for castles in the air in the clouds do not pay attention to what their feet trample down.
Maro poked at his plate with a metal fork. „We’re going to run into a lot of people who are still secretly involved with the Rians,“ he said without looking at Leanna. „People who keep their eyes and ears open and provide them with information. So we have to be careful who we talk to.“
Briddle did not parti
cipate in the conversation and was apparently only focused on getting the beer out of his wooden mug and into his stomach. Perhaps the jugglers‘ thoughts were too high for him. Or he was worried. Leanna, too, should be more worried. But for some reason she felt no fear. Only a certain tension about what the next days might bring caused her a tingling in the pit of her stomach. The adults were worrying too much. First and foremost her brother. When she thought about the lightheartedness of the past few days, or absorbed the peaceful mood that surrounded them right now, it all seemed silly to her. After all, it had been a while since the riots, at the end of which Rigan had managed to teach all the crazies a proper lesson. Besides, the Scars and Majar seemed a far more real threat. But it didn’t matter what challenges they might face in the days ahead. The adventure stories Leanna loved to read always ended well for the heroes. And now they were the heroes in a real adventure. Looking at her companions, she had no doubt that they had nothing to fear.