Geheimprojekt (Arbeitstitel: HYPER ORBIS – Der Held)

Hier ein unektorierter Auszug aus einem Geheimprojekt.

 

Der Held

Thomas Weadon war das perfekte Abbild eines idealistischen Revolutionärs. Stünde ein Autor vor der Herausforderung einen Helden ohne Fehl und Tadel zu erschaffen, Thomas Weadon wäre die Referenzmarke, für eine solche Schöpfung. Hochgewachsen, mit der muskulösen Statur eines Kriegers. Die kantigen Gesichtszüge unterstrichen einen zielstrebigen, eisernen Willen, wobei ein kaum wahrnehmbares Lächeln seine Mundwinkel umspielte. Eine Andeutung, dass er weder Tod noch Teufel fürchtete. Dem Blick seiner blauen Augen hielt kaum jemand lange stand. Er erinnerte an den eines jagenden Tigers und ließ jeden erschauern, den er ins Visier genommen hatte.

Als Kopf der Ganimed Einheit, die zu den gefürchtetsten und effektivsten revolutionären Gruppen zählte, leitete er Operationen gegen alle, die nach seiner Weltsicht nichts weiter als Ausbeuter und Parasiten waren. Unter den Militärexperten, die die meisten Firmen und Unternehmen berieten, galt Weadons kleine Armee als die gefährlichste Terrorgruppe. Thomas Weadon wusste das und genoss den Ruf, den er hatte. Gewissensbisse kannte er bislang nicht, denn seine Unternehmungen zeugten von perfekter Planung, sodass niemand zu Schaden kam, der das nicht auch verdiente.

Gerade las er die Schlagzeile der News Plattform Interplan – Networks, die seine letzte Operation als das geniale Glanzstück eines kriminellen Geistes bezeichnete.

„Was hältst du davon?“, fragte er Janina, die gerade sein Quartier betrat.

Janina gehörte zu den Kampfgefährten, die am längsten bei ihm waren. Die blonde Frau mit den großen grünen Augen trug die goldenen Insignien einer Brigadeleiterin auf den Schulterklappen. Drei Sterne, mit roten Edelsteinen im Zentrum. Der olivgrüne Kampfanzug stand ihr hervorragend und schmeichelte ihrer Figur. Auch sie entsprach der Idealvorstellung einer Kämpferin und stand ihrem Anführer auch in seiner Weltanschauung in nichts nach. Die Martian – Vogue hatte Weadon und Janina Baker als das Traumpaar des Terrors bezeichnet. Und eine Kolumnistin, desselben Blattes verstieg sich sogar zu der Aussage, dass der Terror durch dieses Paar ein erotisches Lächeln zeigte.

„Eine Glanzleistung“, lobte Janina. „Was nicht anders zu erwarten war. Wir steigern uns mit jeder Mission.“

Ihre Stimme besaß etwas Raues. Ein Timbre, das Thomas Weadon die Nackenhaare aufstellte. Das Einzige auf der Welt, was bei ihm eine Gänsehaut verursachte.

„Der Artikel erwähnt nicht, wie hart wir das Konsortium getroffen haben.“

„Jeder der genügend Verstand hat, wird zwischen den Zeilen die Wahrheit finden.“

„Genügend Verstand ist nicht jedermanns Sache.“

„Um das wettzumachen, gibt es eben die großen Buchstaben. Die stanzen jedem Idioten die Bedeutung der Sache ins Hirn, ohne dass er sich zu sehr damit befassen muss.“

„Ich bin gepannt, wie viele sich uns nach dieser Sache bei uns melden werden.“

Rosalie Bancroft schien das Eigenlob der Beiden nicht länger ertragen zu können. Sie wirbelte in ihrem Drehstuhl-Ei herum, das sie bislang den Blicken Janinas verborgen hatte.

„Wenn ich nicht an die Daten gekommen wäre“, meinte sie ärgerlich, „hätten wir keine so große Schlagzeile bekommen. Ohne meine Arbeit wäre das Ganze nur ein kleiner Raubzug gewesen. Eine Randnotiz, nichts weiter.“

Rosalie Bancroft war körperlich das genaue Gegenteil von Janina Baker. Klein, untersetzt, mit viel zu großen, hängenden Brüsten, die ihre Uniform unvorteilhaft ausbeulten. Das dünne, rote Haar hing in Strähnen um das rundliche Gesicht herab und sah immer irgendwie feucht und fettig aus. Blasse Haut mit Sommersprossen, dünne Lippen. Lediglich die strahlend blauen Augen, eingerahmt von langen, dunklen Wimpern, stachen angenehm hervor. Die Augen waren so außergewöhnlich schön, dass irgendwer in der Truppe scherzhaft behauptete, die “Hexe“ hätte eine Fee ermordet und ihr die Augen gestohlen. Rosalie “The Witch“ nannte man sie seither. Sie hatte nichts dagegen und sah diesen Namen als Respektbezeugung an, wie sie Thomas einmal anvertraut hatte. Er klang wie gemacht für jemanden, mit dem man sich besser nicht anlegte. Mit ihrem wachen, scharfen Verstand, war “The Witch“ ein unentbehrlicher Teil des Kommandostabes der Ganimed Brigade. Ein besser informierter Journalist hätte daher nicht nur Wheedons und Bakers Rolle in der Führungsriege gesehen, sondern auch Rosalie Bancroft berücksichtigt. Es war falsch vom Führungsstab der Ganimed Brigade von einem Traumpaar des Terrors zu sprechen, den es handelte sich genau genommen um eine Menage-a-Trois des Grauens.

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